Neulich, in der Kneipe

Mittagspause, ein Gespräch beim Bezahlen der Rechnung:

Bedienung [höflich, für’s Trinkgeld dankend]:
Und was arbeitet Ihr hier im Kiez? Bestimmt irgendwas am Schreibtisch, oder?

Verteidiger 1: [zurückhaltend, weil Mittagspause]:
Naja, nicht ganz richtig. Wir sind [schüchtern] Rechtsanwälte.

Bedienung:
Ah! Also solche Anwälte, die für ein einziges Schreiben 200 Euro verlangen?!

Verteidiger 2:
Schlimmer, viel schlimmer. Wir schreiben fast gar nichts, schwätzen nur dummes Zeug und sind dafür noch teurer.

Bedienung:
Dann seitd Ihr gar keine echten Rechtsanwälte?

Verteidiger 1 [selbstbewußt]:
Doch, doch, aber ganz besondere. Wir sind Strafverteidiger.

Bedienung [kämpferisch]:
Ah! Also solche, die die Verbrecher wieder aus dem Knast rausholen?!

Verteidiger 1:
Ja genau! Und dafür bekommen wir viel Geld, das wir dann hier in der Kneipe beim Mittagessen der Bedienung geben.

Verteidiger 2 [flüchtend]:
Ciao! Schönen Nachmittach noch …

Gut, daß dieses Gespräch beim Verlassen der Kneipe geführt wurde … wer weiß, was wir serviert bekommen hätten, wir bösen VerbrecherausdemKnastrausholer.

 

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache, Strafverteidiger veröffentlicht.

10 Antworten auf Neulich, in der Kneipe

  1. 1
    ???? says:

    Kopf hoch, Herr Verteidiger.
    In München gibts Anwälte, die nicht für ein Schreiben 200,– €uro verlangen, sondern für eine Erstberatung 400,– €uro cash auf die Kralle sehen wollen.

    Außerdem darf schon für ein Erstberatungsgespräch bis zu 180,– €uro zzgl. MWSt. verlangt werden, was unterm Strich auf über 200,– €uro kommt.

    Soooo doof war die kleine Bedienung gar nicht.

    Ein Schriftsteller wurde einmal von einem Pfarrer gefragt, was er mit dem ganzen Geld machen würde. Er sagte: „Ich bezahle die Kirchensteuer“.

    Ich würde mich von Ihnen natürlich auch jederzeit aus jedem Knast holen lassen. Neulich saß eine bei Günther Jauch, die wußte nicht einmal, was Sing-Sing bedeutet. Leute gibt´s…..

  2. 2
    RA JM says:

    @ ????:

    Erstberatung sogar 190.- Teuro, incl. MwSt. also 226,10. ;-)

  3. 3
  4. 4
    RA Demuth says:

    Nachdem ich heute – mal wieder zu spät – meine Steuererklärung für 2010 abgegeben habe, kamen mir doch ein paar Tränen. Im Hinblick darauf, daß die Anwaltsgebühren seit mehr als sieben Jahren nicht mehr erhöht worden sind, bei gleichzeitig seitdem gestiegenden Preisen und Kosten in Höhe von 15%, muß ich deutlich mehr als nur 200,- Euro für „ein“ Schreiben nehmen. Die Autowerkstatt meines Mißtrauens hat auch keine Skrupel, mir für einen Meister und zwei Gesellen, die angeblich 3 Stunden damit beschäftigt waren, meine Karre winterfest zu machen, 500,- Euro zu berechnen. Wenn das ein Handwerker darf, wieso ein Anwalt nicht?

  5. 5
    Hubertus says:

    Ihr Revier ist der Gerichtssaal.Ihr Tempo ist mörderisch. Ihre Mandaten: Autoschieber, Mörder und Erpresser. Einsatz rund um die Ihr für die Männer von der Kanzlai Hoenig. Deren Freiheit ist Ihr Job.

  6. 6
    Britta Schnorr says:

    „bösen VerbrecherausdemKnastrausholer“
    Das Gegenteil ließe sich in Hamburg gut beweisen. Ich bitte drum. ;-)
    http://www.sat1.de/ratgeber_magazine/akte/video/clips/clip_der-abofallen-prozess_234401/

  7. 7
    Das Ich says:

    @ RA Demuth: Ja wie? Die Anwaltsgebühren sind seit 7 Jahren nicht gestiegen…dann müssen Sie eben Ihre Schreiben kürzer machen…dann rechnet sich das wieder,-)

  8. 8
    Herr Bepunkt says:

    Bedienung:
    Dann seit Ihr gar keine echten Rechtsanwälte?

    Hat die Bedienung „seit“ oder „seit“ gesagt?
    :) :) :)

      Ja! crh
  9. 9
    Herr Bepunkt says:

    ehmmm „seid“ natürlich

  10. 10

    […] berichtet hier ein Rechtsanwalt über seine Erfahrung mit Volkes Stimme zu seinem Berufsstand. Fazit: “Ah! […]