Moabiter Justiz: … Kontrolle ist besser.

Wenn man als Inhaber eines Hausausweises im Parkhaus des Kriminalgerichts parken wiil, kostet das (seit ein paar Jahren) pro Einfahrt den Betrag in Höhe von 2,50 Euro. Wirft man diese in den maschinellen Schrankenwärter, kommt erst ein Zettelchen unten raus, danach gibt die Schranke die Einfahrt frei und man darf bis zum Abend dort parken.

Jetzt gibt es eine Neuerung. Bislang habe ich dieses Zettelchen erst ins Portemonnaie gesteckt und dann der Buchhaltung zugeführt. So einfach geht das jetzt nicht mehr.

Der Schrankenwärter fordert zur gut sichtbaren Ablegung der Eintrittskarte hinter der Winschutzscheibe auf.

Und damit das auch dem allerletzten Parkhausbefahrer klar ist, gibt es noch anderenorts entsprechende Hinweise:

Juristen mit zwei Staatsexamina wissen, daß Regeln nur dann einen Sinn haben, wenn ihre Einhaltung auch überwacht wird. Das bedeutet für den vorliegenden Fall, daß ein oder mehrere Wachtmeister dazu abgestellt werden, die Einfahrtsberechtigung zu überprüfen.

Wenn man sich jetzt einmal ein enges und vollgestelltes Parkhaus vorstellt, in dem die PKW vorwärts mit der Schnauze zur Wand einparken, kann man sich vorstellen, daß schon einmal ein halber Tag draufgehen kann, wenn ein einsamer Wachtmeister im Parkhaus seinen Kontrollgang macht.

Und nun stellt sich einem verständigen Menschen die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieser Moabiter Kontrolleinrichtung. Eigentlich kommt man mit dem Auto nur dann in’s Parkhaus, wenn man den Automaten mit Geldstücken füttert, damit er die Schranke nach oben fährt. Bleibt die Schranke mangels Fütterung unten und man fährt trotzdem ins Trockene, gibt es an der einen oder andere Stelle Kratzer.

Aber man wäre ja kein Strafjurist, wenn man nicht über ein gewisses Quantum krimineller Energie verfügen würde.

Dem Vernehmen nach soll es insbesondere einige unterbezahlte Richter und Staatsanwälte geben, die an der Schranke dem (zahlenden) Vordermann so dicht auffahren, daß die Schranke nicht mehr zwischen die beiden Autos paßt (oder ein Sensor deren Absinken verhindert), und sich so den unbezahlten Eintritt verschaffen.

Und um diesen unerhörten und grob staatskassenschädlichen Mistbrauch zu verhindern, setzt die Moabiter Justiz auf die intensive Kontrolle durch hauseigene Wachtmeister, die in langen Wochenendseminaren zu qualifizierten Parkwächtern ausgebildet wurden.

Ich bin auf die Sanktion gespannt, die ergeht, wenn ich mein Zettelchen weiter ohne Umweg über das Armaturenbrett ins Portemonnaie stecke …

Dieser Beitrag wurde unter Justiz veröffentlicht.

10 Antworten auf Moabiter Justiz: … Kontrolle ist besser.

  1. 1
    matthiasausk says:

    Vielleicht haben ja Menschen ihre Autos (Wie es scheint, ist Ihre kriminelle Energie wirklich schwach ausgeprägt) tagelang stehen lassen, billiger gehts ja kaum.

    Und darum kommt jetzt Mr Ehrmanntraut und kontrolliert. Und Mr Ehrmanntraut kann ganz fies gucken. Und auch Knochenbrechen. Und Schlimmeres.

  2. 2
    Non Nomen says:

    Machen Sie doch einfach im GeschZi eine deutlich vergrößerte Kopie (A4 oder mehr) und packen die dann hinter die Scheibe. Das Kontrollpersonal freut sowas sicher. Quittung dafür nicht vergessen!
    Wenn Chaos, dann aber richtig…

  3. 3
    WPR_bei_WBS says:

    @matthiasausk
    Den Gedanken habe ich auch erst gehabt – aber wäre es dann nicht viel effizienter, einfach nach „Ladenschluss“ mal durch die Garage zu tingeln? Oder hat das Moabiter 24 Stunden Betrieb?

    Interessant finde ich ja eher, dass sich das ganze laut Aushang nur an Anwälte zu richten scheint.

  4. 4
    WPR_bei_WBS says:

    Ah, ich korrigiere mich – der Aushang der sich aus Anwälte bezieht scheint ja im Anwaltszimmer zu hängen. Zu spät gesehen.

  5. 5
    Perifokles says:

    Gut, dass man wenigstens in die BRD ohne Legitimationspapier einreisen darf.

  6. 6
    RA Feske says:

    @ #1:

    „Und darum kommt jetzt Mr Ehrmanntraut und kontrolliert. Und Mr Ehrmanntraut kann ganz fies gucken. Und auch Knochenbrechen. Und Schlimmeres.“

    Dazu wird es nicht kommen. Ehrmanntraut ist zu cool, um sich eine Wachtmeisteruniform anziehen zu lassen.
    Die Vergeblichkeit des Unterfangens wird die Justiz vielleicht bald realisieren. Dann kommt entweder 24/7-Videoüberwachung der Einfahrtschranke, oder -ich wage es nicht zu hoffen- das Vorhandensein des Tickets wird einfach bei der AUSFAHRT aus dem Parkhaus von den Wachtmeistern am Ausgang kontrolliert.
    Sicher, das wäre ZU EINFACH und zu billig. Wahrscheinlich also doch Totalüberwachung ;-)

  7. 7
    raddi says:

    @Perifokles
    Ja. Genau wie ich nach Polen, Österreich, Tschechien….
    Und das ist gut so (TM)!

  8. 8
    RA Schepers says:

    Ich habe in Maastricht eine ganz gewiefte Technik gesehen. Da steht an der Ausfahrt ein maschineller Schrankenwärter ohne Zettelchen, dafür mit Schranke. Wenn man Geld einwirft, geht die Schranke hoch, und man kann rausfahren.
    Allerdings muß man in Maastricht 3,- € einwerfen. Ich nehme an, diese Technik läßt sich nicht auf 2,50 € übertragen.

  9. 9
    matthiasausk says:

    @RA Schepers: In Deutschland würde man das professioneller machen, unabhänig vom Betrag.
    Da könnte man in einem speziellen Dienstzimmer (für die Öffentlichkeit geöffnet von 08:30-09:00) Büro gegen Barzahlung und für den aktuellen Preis eine Ausfahrt“token“ kaufen.
    Selbstverständlich mit RFID-Tag, auf dem das Kaufdatum (natürlich gilt die Münze nur am Kauftag, logisch!) gespeichert ist, nicht daß sich jemand aus Bequemlichkeit mehrere Münzen kauft oder gar -horribile dictu!- sich vor einer Preiserhöhung einen gewissen Vorrat anlegt!

    (Die Wartung eines solchen Systems kostet pro Jahr mehr als man durch die Parkgebühr jemals hereinkriegen kann.)

  10. 10
    Perifokles says:

    @raddi, Sie haben mich falsch verstanden. Ich fordere keineswegs, dass Sie nach Polen nur mit Pass einreisen dürfen. Ich fordere vielmehr freien Zugang zu allen Parkhäusern. Kein Auto ist illegal!