Der Exekutor und sein Lieblingsdieb

Eigentlich sieht der Josef Ley gar nicht so aus, wie einer, der Spaß daran hat, Existenzen zu vernichten. Tut er aber. Nachhaltig. Bei der „Bild“.

Kennt man den Namen Götz Decker noch? Also, ohne zu googlen? Erstmal ehrlich klicken hier, und danach weiterlesen:
 

Götz Decker?


     

 

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Decker wurde wegen Diebstahls von 1,35 Millionen DM (sic!) vor knapp 17 Jahren zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren und 10 Monaten verurteilt.

Was genau passiert ist, kann man auf Wikipedia nachlesen: Wie der Mann einen Geldtransporter leergeräumt hat, nach Südafrika abgehauen ist und sich dann leichtsinnig mit dem deutschen Boulevard eingelassen hat. Nebenbei: Es wird berichtet, daß der Josef Ley der Autor des Wikipedia-Beitrags ist; der Duktus paßt jedenfalls.

Der Boulevard hat seinerzeit ausführlich über Decker berichtet und den Ermittlungsbehörden damit das Material dazu geliefert, ihn in Südafrika zu pflücken und einzutüten. Berichten zufolge soll Ley schon 2005 engagiert an der Sache dran gewesen sein.

Der „Bild“-Reporter Ley hat einen Narren an Decker gefressen. Investigativ deckt er auf: 2001 war die Tat, 2005 die Verurteilung, 2009 die Entlassung aus der Haft (mit Reststrafenaussetzung zur Bewährung) und dann eine psychische Erkrankung. Das war Herrn Ley erneut eine Schlagzeile wert. Und Anlaß dafür, sich über den am Boden liegenden Mann und seine Krankheit lustig zu machen.

Das war’s dann aber immer noch nicht. Decker hat sich über die Jahre wieder berappelt. Und hat einen Job bekommen. Das war Anfang Juli. Den Job hat er nicht mehr, berichtet Josef Ley stolz über den Erfolg seiner Veröffentlichung am 28.07.2017 auf der Titelseite der „Bild“.

In den Innenseiten liefert Ley das Ergebnis seiner Arbeit als Head Hunter ab. Details aus dem Arbeitsvertrag und Photos eines Registerauszugs veröffentlicht der Reporter. Ob er dem neuen Arbeitgeber Deckers ein Belegexemplar der Bild zugeschickt hat, um ihn zu der Kündigung des Arbeitsvertrages zu veranlassen, ist bislang nicht bekannt.

Sehr schön ist das Ergebnis dieser journalistischen Qualitätsarbeit. Josef Ley reichte es nicht aus, daß der Mann für seine Tat drei Jahre lang im Knast saß, sich danach in der Psychiatrie mit „therapeutischen Parksparziergängen“ behandeln lassen mußte und nun versucht, sich wieder auf die eigenen Füße zu stellen. Er mußte ihn wieder hinrichten.

Ich gratuliere dem Herrn Ley zu diesem wunderbaren Erfolg und verneige mich vor der Qualität seiner journalistischen Arbeit. Das hast Du wirklich gut gemacht, Josef!

via GIPHY

Epilog:

„Bild“ will gern eine richtige Zeitung sein. Also eine mit Journalisten, die recherchieren und besondere Dinge rausfinden und diese dann exklusiv veröffentlichen. Nicht mehr nur dieses ekelige Revolverblatt, das einfach mal Geschichten erfindet oder Leute fertigmacht.
Quelle: BILDblog

Auch bei „Bild“ wird man ja noch träumen dürfen.

Dieser Beitrag wurde unter Medien, Strafrecht veröffentlicht.

16 Antworten auf Der Exekutor und sein Lieblingsdieb

  1. 1
    Es war Sommerloch says:

    Kann ich nicht nachvollziehen, dass Bild gerne eine richtige Zeitung sein will.

    Es spricht nichts dafür. Das ganze Konzept ist nach meinem Verständnis seit der Gründung der Zeitung nicht darauf ausgelegt gewesen.

    Ist wie Tagesschau gucken und sich danach vollumfänglich informiert fühlen. Kann schlicht nicht funktionieren.

  2. 2
    AkimboSlice says:

    Der Kleinkrieg zwischen der BLÖD und Herr Hoenig geht in die nächste Runde. Das Problem ist, wie bei der Fehde zwischen Anhängern von Herrn Trump/Erdogan/wahlweise beliebiger Despot und seinen Gegnern. Herr Hoenig bestätigt uns, den BILD-Gegnern, nur unser bereits bestehendes Bild (lol Wortwitz). Den Pöbel, der diese „Zeitung“ weiterhin jeden Morgen am Kiosk erwirbt, wird er damit nicht erreichen können. Sensationsgeil, ignorant und beschränkt wie diese Klientel ist, trifft die oben beschriebene journalistische Meisterleistung genau den Nerv.

  3. 3
    Thomas says:

    Die Geschichte ist so widerlich, dass mir gerade das Frühstück wieder hochkam. Auf psychisch Kranken rumtrampeln und eine erfoglreiche Resozialisierung in Trümmer zu legen, tiefer kann auch das Geschmeiß bei Bild kaum sinken.
    Hätte ich eine Geldtransportfirma, ich würde Herrn Deckert einstellen. Als Sicherheitsbeauftragten, schliesslich ist er vom Fach und hat exzellente Referenzen…

  4. 4
    Michael says:

    Mir ging es wie Thomas; aber dann wurde mir klar: Herr Ley möchte doch auch nur gern ein richtiger Journalist sein, der gräbt und besondere Dinge herausfindet. Nach dem Graben betrachtet er seine Fingernägel und wird fündig, fasst sich an die Nase und wird wieder fündig. Darüber berichtet er dann exklusiv.

  5. 5
    Andreas says:

    Wofür steht eigentlich das „(sic!)“ hinter der Millionenangabe? Von wo ist das zitiert und was ist daran bemerkenswert?

    • 1. https://de.wikipedia.org/wiki/Sic
      2. Es steht hinter dem Kürzel „DM“
      3. DM bedeutet „Deutsche Mark“
      4. Die DM-Münzen und -Banknoten waren nur noch bis einschließlich 31. Dezember 2001 gesetzliches Zahlungsmittel.
      5. Klingelts jetzt? Richtig: Das ist eine uralte Geschichte, die Josef Ley hier aufwärmt. crh
  6. 6
    Harry Sabbatti says:

    Da kann man nur hoffen, dass Her Decker sich einen kompetenten Medienabwalt nimmt, der es für die Bild richtig teuer werden lässt…

  7. 7
    Egbert_Sass says:

    Würde mich ja gern der Ansicht anschließen, dass nur das Pack die BILD-Zeitung ließt, aber dann bräuchte ich vermutlich bald einen guten Strafverteidiger.

    Warum?
    [Link ersetzt: Weil die Bundeskanzlerin auch die „Bild“ liest. crh]
    Darum.

    Wobei Götz Decker mit seiner Vorgeschichte vermutlich keine Genehmigung zum Führen einer Dienstpistole erhalten hätte – oder sehe ich das falsch? (§ 5 und 6 WaffG)

  8. 8
    Harry Sabbatti says:

    Wobei Götz Decker mit seiner Vorgeschichte vermutlich keine Genehmigung zum Führen einer Dienstpistole erhalten hätte – oder sehe ich das falsch? (§ 5 und 6 WaffG)

    Die Regel-Unzuverlässigkeit bei einer Verurteilung wegen eines Verbrechens oder einer Haftstrafe von 1 Jahr oder mehr beträgt 10 Jahre ab Rechtskraft des Urteils. Zeiten der Unterbringung in Strafhaft zählen nicht für die Frist.

    Bei einem waffenrechtlichen Antrag holt die Behörde eine ünbeschränkte Auskunft aus dem Bundeszentralregister ein, die auch getilgte Verurteilungen enthält. Entgegen der Handhabung im übrigen Rechtsverkehr dürfen diese auch nach Tilgungsreife für die Beurteilung der waffenrechtlichen Zuverlässigkeit verwertet werden.

    Harry

  9. 9
    BV says:

    Auf psychisch Kranken kann man doch am allerbesten rumhacken. Und überhaupt: Vermutlich ist das doch alles nur vorgeschoben. Ganz so wie beim „Hamburger Messerstecher“. Die Ermittlungen haben gerade erst angefangen, aber BILD bzw. deren Chef wissen bereits alles ganz genau: http://uebermedien.de/18393/hamburg-barmbek-ein-is-wimpel-im-haus-ersetzt-den-psychologen/ Es ist und bleibt einfach ekelerregend…

  10. 10
    D.Bil says:

    Als ich den Artikel bzgl. des Räubers auf deren Website gelesen habe, habe ich mich innerlich auch bei der Bild-Zeitung bedankt, dass dieser Mensch endlich keinen Job mehr hat und statt Sozialabgaben an Vater Staat zu leisten, wieder auf diesen angewiesen ist. Großartige Arbeit, die dieses Land voran bringt.

  11. 11
    schmidt123 says:

    das war mir jetzt nicht neu, dass bei BILDblöd schäbige Lumpen arbeiten, die ihre fiese Neigung, Menschen medial hinzurichten, Lügen zu verbreiten und Hetze zu betreiben, zum täglichen Broterwerb gemacht haben, und diese Drecksarbeit auch noch als Journalismus verkaufen wollen.
    Dass sich einige, wie z. B. der Verantwortliche Julian Reichelt, mit ihrer Unfähigkeit zu Denke und Logik dabei regelmäßig selbst der Lächerlichkeit preis geben, ist ein amüsanter Randeffekt.

    Ich hab schon lange aufgehört, daran zu glauben, dass diese Fieslinge eines morgens beim Blick in den Spiegel der Ekel über den eigenen verrotteten Charakter überkommt, und sie ihren Job hinschmeißen.

    Einziger Lichtblick am Horizont ist die stetig sinkende Auflage des Gossenblattes. Spätestens 2021 ist sie bei Null angelangt – beim Print. Aber es gibt ja noch genügend Dummbeutel, die den Mist digital konsumieren und daraus ihre „Bildung“ beziehen.

  12. 12
    M. says:

    @harry: Sie dürfen verwendet werden. Müssen aber nicht. Verurteilt wurde Decker wegen schweren Diebstahls. Es stand wohl sogar Unterschlagung im Raum…

    @D.Bil: Decker ist kein Räuber, sondern ein Dieb.

    Der Typ von der Bild, versucht den Eindruck zu erwecken, Decker hätte einen Geldtransporter mit Waffengewalt übernommen. Hat er nicht. Er hat die Schlüssel geholt und das Auto mitgenommen…

  13. 13
    Der wahre T1000 says:

    Der „Journalist“ ist einfach nur ekelhaft.

    Allerdings hat der Journalist (vermutlich) keine Millionen geklaut. Das war Herr Decker. Und der wird wohl damit leben müssen, dass die Gesellschaft ihn als den Verbrecher sieht, der er ist. Das hat er sich selbst eingehandelt, zumal er damals mit der Presse kokettierte. Wer mit BLÖD und Konsorten spricht, setzt sich in deren Boot und muß sich dann nicht wundern nass zu werden.

  14. 14
    Dirk Möbius says:

    Es wird berichtet, daß der Josef Ley der Autor des Wikipedia-Beitrags ist; der Duktus paßt jedenfalls.

    Sehr geehrter Herr RA Hoenig,

    der Wikipedia-Artikel über meinen Freund Götz Decker stammt von mir. Ist auch in der Versionsgeschichte nachprüfbar.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dirk Möbius

  15. 15
    Felix Gutschmidt says:

    Abartig. Super Idee mit der Umfrage vorweg. Menschenverachtendes Drecksblatt!

  16. 16
    Moritz Kaiser says:

    @Dirk Möbius:

    Wenn der Artikel von Ihnen stammt, sollten Sie sich mal drum kümmern. Da wurde nämlich ein Löschantrag gestellt. Unter anderem auf Grund der Auswirkungen der BILD-Berichterstattung. Und bislang sind nur wenig stichhaltige Argumente gegen die Löschung vorgebracht worden.