Mein Dauermandant Wilhelm Brause schickt mir einen Zeugenfragebogen der örtlichen Polizeibehörde:
Gegen den/die Fahrer/in Ihres Fahrzeuges wird ein Ermittlungsverfahren wegen folgendem Sachverhalt geführt:
- Nötigung gemäß § 240 StGB -in Verbindung mit Beleidigung gemäß § 185 StGB
Teilen Sie uns bitte den/die Fahrzeugführer/in mit und senden Sie diesen Bogen innerhalb einer Woche ab Zugang dieses Schreibens an mich zurück.
Brause fragt mich am Gründonnerstagabend um 20 Uhr nun verzweifelt:
Kannst du mir bitte sagen was ich damit machen soll???
ich bin mir keiner Schuld bewusst und weis wirklich von garnix. :O
Eigentlich sollte Wilhelm Brause wissen, wie man auf solche Anfragen der Polizei reagiert. Ich habe es ihm schon mehr als einmal vorgetragen. Nicht nur in der Kanzlei, auch schon ein paar Mal in der Kneipe beim gemeinsamen Bier. Außerdem kennt er unsere „Sofortmaßnahmen“ auch schon fast auswendig.
Deswegen – und angesichts meines Osterurlaubs – fiel meine Antwort auch recht knapp aus:
Lieber Wilhelm.
Nichts tun ist gut. Und hier auch, wie Du weißt, nicht verboten. Rechne aber mit weiteren Ermittlungen.
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Gruß aus dem Schwarzwald von
Carsten
Es kommt wie es kommen mußte. Der letzte Satz war einer zuviel, Wilhelm hakt nach:
Definiere kurz bitte „weitere Ermittlungen “
Ich hab Angst.
Von meinem iPhone gesendet
Nun, das kann ich natürlich auch am heiligen Karfreitag nicht ignorieren. Außerdem regnet es hier gerade und deswegen habe ich Zeit für eine kleine Antwort:
Du hast doch bestimmt schon mal einen amerikanischen Krimi gesehen. Genau so geht das jetzt ab. Nur hier ist es nicht das FBI oder die NSA, sondern der Bundesgrenzschutz und diverse Sondereinsatzkommandos, die am Ostermontagmorgen um 6 Uhr mit schwerem Räumgerät bei Dir die Tür aufmachen und nach Beweismaterial zwischen Deinen Unterhosen suchen werden.
Vielleicht ist es ratsam, schonmal die Flucht nach Nordkorea vorzubereiten. Mit denen dort haben die Deutschen nämlich kein Auslieferungsabkommen.
Viel Glück und Toi Toi Toi! ;-)
So, und nun ziehe ich mir die Regenpellerine über und setzt mich auf’s Rennrad.
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Bild: Urs Flükiger / pixelio.de
Wenn er es nicht war, sollte er den Fahrer benennen und so dazu beitragen, einen mutmaßlich üblen und die Allgemeinheit gefährdenden Rowdy aus dem Verkehr zu ziehen.
Oh Katja, Sie fahren bestimmt auch immer mit 110 auf der mittleren Spur der Autobahn und halten diejenigen, die dann von hinten auf Sie auffahren und nicht vorbeikommen, weil links noch schnellere Raser mit 130 vorbeiflitzen, für unverbesserliche Rowdys.
Und weil Sie dann weinend der fahrerlaubnislosen Richterin schildern, wie schlimm es für Sie war, als dieses Monster Sie von hinten fast aufgefressen hat, wird ein Unschuldiger verurteilt, obwohl Sie das dämliche Verkehrshindernis waren.
Deshalb ist das Schweigen der einzig vernünftige Weg, solchen Pseudoopfern den Genuss zu verderben, an der Bestrafung Unschuldiger mitzuwerkeln.
Der Begriff Pseudoopfer trifft es auf den Kopf.
@ RA Siebers: Das hört sich ja an, als würden Sie den Fall genau kennen ;-) Stereotyp + Sterotyp = Ratschlag. Aber bevor Herr Brause nichts weiter mitgeteilt hat, würde ich auch – zunächst! – zum Schweigen raten.
Die meisten Männer stellen sich gern dumm, unwissend und nichtsahnend, besonders, wenn man streng nachfragt.
Über den vertraulichen Umgangston zwischen Organ der Rechtspflege und Verbrecher bin ich überrascht.
Schweigen ist immer gut. Besonders bei Regen im Schwarzwald mit dem Rennrad. Auswandern nach Nordkorea auch. Zumindest für auf dem Strich in der Mitte fahrende.
RA W. Siebers:
Immer wieder erstaunlich wie einfach die Welt von Juristen doch gestrickt sein kann.
@ RA W. Siebers
Um was es hierbei geht, können Sie z.B. hier nachlesen: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen/unfall-auf-der-a-draengler-treibt-pkw-fahrer-in-den-tod-1.974510 .
Ich kann gar nicht glauben, dass man sowas derartig verharmlosen kann, wie Sie das tun.
@Katja
Sehr unglückliche Umstände, speziell die Sache mit dem LKW, was dem Fahrer wohl das Leben gekostet hat.
Aber grundsätzlich hat jemand, der so schreckhaft ist und dadurch aus eigenem Handeln aktiv ohne Berührung das Lenkrad verreist, auf einer BAB nichts zu suchen.
Das zauberwort ist StVo und Gegenseitige Rücksichtsnahme.
Hatte heute auch wieder das Vergnügen mit Dränglern war mit cirka 170 unterwegs und ein Großmütterchen meinte einfach auszuscheren um mit 85 einen LKW zu Überholen.
Dank Guter Bremsen habe ich den Corsa nicht angeschoben aber ein Depp musste wieder so weit auffahren das ich sogar die marke von seinem Handy im Rückspiegel erkennen konnte
Einfach wahnsinn
Ein allgemeines Tempolimit oder die Beachtung der Richtgeschwindigkeit würde den „Wahnsinn“ eindämmen.
Als leidenschaftlicher, untermotorisierter Corsa-Fahrer seit 25 Jahren, habe ich auch dann Verständnis für Kleinwagenfahrer, wenn ich mit meinem „großen“ Wagen unterwegs bin.
Wenn mich einmal ein Kleinwagenfahrer „ausbremst“, was soll’s? Mit einem PS-starken Wagen ist man in Null-Komma-Nix wieder auf der alten Geschwindigkeit, während der Kleinwagenfahrer stundenlang hinter einem Lkw herzockeln müßte, wenn er auf jeden BMW Rücksicht nehmen wollte.
Herr Siebers sollte sowieso öfter Fahrrad fahren als sich in seinem Alter noch in Sportwagen und auf Motorräder zu setzen… ;-) Erinnert mich immer hieran: http://www.youtube.com/watch?v=rE5hhEpQnGU