Eine rührende Knastpostkarte

Untersuchungshäftlinge haben viele Probleme. Eines der größten ist die Ungewissheit. Und zwar in zahlreichen und unterschiedliche Facetten. Eine Frage, die sich den Gefangenen immer wieder stellt, lautet: Habe ich den richtigen Verteidiger ausgewählt? Tut der denn auch wirklich alles Mögliche für mich?

Um dem Mandanten stets das Gefühl zu vermitteln, daß er sich zumindest deswegen keine Sorgen machen sollte, ist Kommunikation wichtig. Deswegen halte ich meine Knackis stets mit reichlich Verteidiger-Post auf dem Laufenden. Selbst scheinbar unbedeutende Gesprächs- und Aktennotizen schicke ich in Abschrift in den Knast. Denn jeder Brief bringt Abwechslung und zeigt, daß der Verteidiger am Ball bleibt.

Nun war ich zwei Wochen nicht in der Kanzlei, sondern zum Aufladen der eigenen Akkus mit dem akkulosen Fahrrad in den Bergen. Auch darüber hatte ich den Mandanten informiert. Mit einer Ansichtskarte, die Optimismus vermitteln sollte und vermittelt hat.

Darauf hat der Mandant nun reagieren wollen. Der springende Punkt aber war, daß in der Justizvollzugsanstalt keine Ansichtskarten erhältlich sind. Er wußte sich zu helfen und bastelte selbst eine:

Knastpost01

Knastpost02

So was geht echt runter wie Öl.

Dieser Beitrag wurde unter Knast, Mandanten, Reaktionen veröffentlicht.

7 Antworten auf Eine rührende Knastpostkarte

  1. 1
    Executor says:

    Das ist sehr erfreulich. Ich hoffe, Ihr Mandanet hat das untere Bild nur symbolisch gemeint ;.)

  2. 2
    Knackfrosch says:

    Schöner Einfall.

  3. 3
    wwg says:

    Ich finds gut! Manchmal braucht man das im Rechtsstaat, wenn man von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht. Und wie schnell kann jemand mit unbekannter Schulbildung, einem Messer im Kofferraum und einem Gewehr im Bett in U-Haft sitzen. Aber dort gibts ja auch so das ein oder andere zu kaufen :)).

  4. 4
    Klaus says:

    Sehr geehrter Herr Hönig,

    auch ich freue mich, Sie wieder lesen zu dürfen. Hab es mir schon gedacht. Ich hoffe, Sie sind gut erholt.

    Viele Grüße

  5. 5
    Jochen says:

    Wirklich nett gemeint und auch nicht schlecht gezeichnet.
    Ich wusste gar nicht, dass sie auch einen Gefägnisausbruch anbieten;-) So könnte man, wenn man böswillig ist, auch die Karte interpretieren…

  6. 6

    Der akkulose Urlaub ist vermutlich die letzte Rettung
    vor unerwünschten Knast-Videos aufs Handy….(?)

  7. 7
    Hermann says:

    Lieb. Solche schönen Briefe / Karten erhalte ich auch gelegentlich. Die Liebenswürdigkeit des Zeichners kann aber ganz schnell umschlagen, wenn man ihn auch nur um einen geringen Vorschuß bittet.

    „Wofür wollen Sie 300,00 Euro? Sie haben mich doch erst zweimal besucht und nur die Akte angefordert….“