Aber im Internet steht das anders

Der Anrufer hatte ein strafrechtliches Problem; er brauche einen kompetenten Verteidiger und es ginge um folgenden Sachverhalt:

[Weitschweifende Darstellung, beginnend bei der Ursache für den Tod von Ötzi, der Gletschermumie.]

Wie denn das wäre, fragte der Anrufer. Ich erklärte ihm mit einfachen Worten die eigentlich recht einfache, aber für ihn wenig erfreuliche Rechtslage. Der Anrufer unterbrach mich und meinte mit Nachdruck, daß das im Internet aber anders stehe. Danach sei es nämlich so:

[Weitschweifende Darstellung eines Threats aus einem mir nicht bekannten Internetforum.]

Ich habe dem Anrufer dann geraten, er möge sich besser vom Internet verteidigen lassen; ich sei nicht der richtige Verteidiger für ihn.

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten veröffentlicht.

16 Antworten auf Aber im Internet steht das anders

  1. 1
    Pong_Lenis says:

    …da hat der intere ‚Shit-Detector‘ ja voll angeschlagen….:)

  2. 2
    RA Willl says:

    Für Ärzte und Anwälte ist das Internet die Hölle auf Erden. In Zivilsachen allerdings noch viel mehr als in Strafsachen.

  3. 3
    Kampfschmuser says:

    Die ausschweifende Art mancher Mitmenschen bei der Schilderung eines Sachverhalts ist oft schmerzhaft, ohne Zweifel. Ich kann dann kaum noch zuhören und der Körper hofft inständig auf den „Punkt“, den der Andere so erfolgreich umschifft.

    Davon ab muss man aber auch sehen, dass dort jemand strafrechtlich in den Focus „geraten“ ist, im lieben Internet bei den vielen Threads zum Thema eine vermeintliche Lücke gefunden hat und voller Hoffnung nun einen ihm unbekannten Strafverteidiger anruft, der ihm mit sofortiger Wirkung den Wind aus den Segeln nimmt. Die Bauchlandung ist dann natürlich hart. Man(n) sah sich ja schon strafrechtlich frei über Wolken fliegen.

    Ob man nun hier gleich von „Shit-Detector“ reden kann, ziehe ich mal in Zweifel. Bei der Konversation wäre der nachfolgende Teil jetzt noch interessant gewesen. Ein vernünftig denkender Mensch setzt sich ja mit dem (leider negativen) Input auseinander. Und da trennt sich dann die Spreu vom Weizen und kann der „Shit-Detector“ eingebaut werden.

  4. 4
    Blabernd says:

    Wenn man aus Hoenig das e weg nimmt wirds lecker…

  5. 5
    Traudel says:

    Der Anwaltszwang ist ein Segen für Land- und Oberlandesrichter. Jeder Richter, der meint, ein Anwalt trage ungefiltert und ungeprüft jeden Unsinn des Mandanten vor, ahnt nicht im Mindesten, was der Anwalt sich anhören und durchlesen muß, um daraus einen einigermaßen (oftmals gelingt es nicht) nachvollziehbaren Sachvortrag nebst Beweisantritten zu basteln. Gerade habe ich wieder einen Mandanten, nach eigenen Angaben „gerechtigkeitsdurchdrungen“, der mich mit tausenden Seiten eigenen Überlegungen und Recherchen überschüttet, die dem Gericht seiner Ansicht nach – nicht aber nach Meinung meiner drei Vorgänger im Amt des Prozeßbevollmächtigten – dringend dem Gericht vorgetragen werden müssen, aber zu 99,8% völlig irrelevant sind (lesen muß man es leider trotzdem, wenigstens überfliegend). Trotz des sehr hohen Streitwerts führt an einer Honorarvereinbarung kein Weg vorbei – wofür der Mandant natürlich kein Verständnis hat. Er ist der Auffassung, zum „Pauschalpreis“ der RVG-Sätze buche er einen Anwalt für die gesamte Dauer des Verfahrens (bislang drei Jahre) Tag und Nacht. Schließlich erhalte er als Beamter auch jeden Monat die gleiche Besoldung, egal wie schwierig und umfangreich seine Fälle seien (Querulantenlogik…). Ich fürchte, ich werde bald die Ex-Nr. 4 der Prozeßbevollmächtigten sein.

  6. 6
    Kampfschmuser says:

    @Traudel
    Beamte malen sich ihre eigene Welt. Lehrer sind ähnlich gepolt. Der eine kennt das Leben wie man es sich wünscht, der andere nur aus Büchern.
    In denen ihrer Welt als genötigt wirtschaftlich denkender Mensch zu überleben, ist oft nicht möglich.

  7. 7
    SvenK says:

    Auch wenn man Internetforen als Gefahrenherd sehen mag heißen die Diskussionen Threads und nicht Threats. ;)

  8. 8
    Hatem says:

    Und wer hat Ötzi nun umgebracht und warum?

  9. 9
    Teuvel says:

    Im Internet steht auch, dass es doch glatt verrückte Menschen gibt, die min. 6 Jahre lang in Paragraphen, Urteilen, Kommentaren und Co. schauen, sich danach RA nennen dürfen, aber immer noch Regelmäßig in diese Bücher gucken müssen.

    Das Internet ist durchaus eine nette Informationsquelle, doch bei komplexen Sachen, wie dem Recht, verwirrt es. (Man schaue sich nur mal jur. Artikel in der Wikipedia an – da schreien Profs, dass Skripte noch 20mal besser sind als das.)

  10. 10
    Mausflaus says:

    @Teuvel: stimmt gar nicht, das Internet ersetzt sogar die Bücher!
    http://www.gesetze-im-internet.de/ ;-)

  11. 11
    Edelgard Lacrosse says:

    Wer vom Internet-Forum beraten werden will, ist z.B. auf http://www.123recht.net/forum_default.asp richtig. Ich habe selten so viel Unsinn auf einem Haufen gesehen.

  12. 12
    Knilch says:

    Viele kennen die Seite: http://www.gesetze-im-internet.de/ oder die mittlerweile neu gestaltete Seite: http://www.123recht.net/forum_default.asp

    Ob es die persönliche und damit kostenpflichtige aber verbindliche Auskunft ersetzen kann? Ich meine: Nö!

  13. 13
    W says:

    „kostenpflichtige Auskunft“: Das war btw mein erster Gedanke beim Lesen des Blogeintrages. Ich persönlich hätte den Anrufer nach einem kurzen Anriss des Sachverhaltes auf einen Beratungstermin verwiesen.

    Wie hält es denn der Gastgeber damit? Wo zieht dieser die Grenze, ab dem er nicht gratis und am Telefon (aber im Zweifel in der Haftung – gut, das mag im Strafrecht weniger nervös machen) Leistungen verschenken mag?

    Falls die Frage gestattet sei. Das interessiert mich wirklich (gerne natürlich auch von den anderen Anwesenden).

  14. 14
    Teuvel says:

    Das Internet kann tatsächlich Bücher ersetzen – Solang die Quelle die Beck-Datenbank o.ä. ist.

    Da hat man zwar Massenhaft Infos – ist aber jahre mit dem lesen beschäftigt

  15. 15
    A.N. says:

    @W: Wer sagt denn, dass CRH keine kostenpflichtige Erstberatung am Telefon durchgeführt hat?

  16. 16
    Pong_Lenis says:

    Überlassen Sie solche Jobs doch den Profis:

    http://www.leopardenmantel.de/