Erörterung

Unser Mandant ist Halter eines Motorrades. Er bekam Post vom Kriminaloberkommisar.

VORLADUNG

Sehr geehrter Herr B.

zur Erörterung

wegen Verdacht einer „Unfallflucht am 12.07.2007 um 17.15 Uhr in 12*** Berlin, B*-weg (Polizeibereich 6305), mit Krad „YAMAHA“ amtl. Kz: UER – B 44.

bitte ich Sie, sich am Freitag, 28.9.2007 um 12.00 Uhr in KK Außenstelle, Zimmer 14, einzufinden.

Ich bitte, folgende Ausweispapiere / Unterlagen mitzubringen:
Bundespersonalausweis, Führerschein, Kfz-Schein und das Krad UER – B 44.

Die wichtigste Frage, ob der Fahrzeughalter als Beschuldigter oder als Zeuge „vorgeladen“ wurde, wird wohl bewußt nicht beantwortet.

In solchen Fällen wird erst einmal ein „informatorisches“ Gespräch geführt, von dem die Ermittler hoffen, daß sich der Halter entweder selbst um Kopf und Kragen redet oder einen Freund oder einen Familienangehörigen an’s Messer liefert. Die Belehrung über die Rechte und Pflichten eines Beschuldigten bzw. Zeugen wird der Ermittler dann wohl später noch nachliefern.

Dies funktioniert in diesem Falle nicht: Der Mandant wird – auf unseren Rat hin – der als VORLADUNG bezeichneten Bitte nicht nachkommen und wir haben erst einmal einen Blick in die Ermittlungsakte beantragt. Danach sehen wir weiter.

Dieser Beitrag wurde unter Strafrecht veröffentlicht.

5 Antworten auf Erörterung

  1. 1

    „zur Erörterung“ – beliebter Trick, der leider oft funktioniert.

  2. 2
    RA E. Stolz says:

    Auch mein Mandant erhielt aufgrund eines Verkehrsunfalles eine „Vorladung“ von der Polizei – als „Beschuldigter/Beteiligter“. Auf entsprechende telefonische Nachfrage erhielt ich die Antwort: „sieht das System so vor.“

  3. 3
    RA Kümmerle says:

    Wortgleich bei zwei Mandanten gesehen, Vorgehen dito. Scheint irgendwie eine neue Masche zu sein nach dem Motto „Jeden Tag steht ein Dummer auf.“

  4. 4
    Herr T. says:

    Nicht “Jeden Tag steht ein Dummer auf.”, sondern “Jeden Tag steht ein Unwissender auf.”

  5. 5

    … und jeden Tag wird versucht, diese, äh, hm, Uninformiertheit schamlos auszunutzen, pfui!