„Mein Kampf“ bei Google Print

Nicht ist unmöglich: Google Print listet Hitlers „Mein Kampf“ in englischer Sprache. Darauf weist eine Pressemitteilung des Chip Computermagazin hin, die ich nachfolgend komplett zitiere:

„Mein Kampf“ per Bücher-Volltextsuche Nazi-Hetzschrift bei „Google Print“

München (ots) – München, 26. Oktober 2005. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse hat Google eine deutsche Variante seines Bücher-Service „Google Print“ vorgestellt. Der Suchmaschinen-Betreiber lässt Bücher einscannen und macht die Werke allen Surfern per Volltextsuche zugänglich. Doch wie das Computermagazin CHIP meldet, leistet sich http://print.google.de dabei eine an „Ignoranz grenzende Unsensibilität“: Dem Bericht zufolge listet der Online-Service „Mein Kampf“ von Adolf Hitler in einer englischsprachigen Version.

Die deutsche Rechtslage um die nationalsozialistische Hetzschrift ist zwar umstritten; doch immerhin geht das Land Bayern als Rechte-Inhaber gegen unveränderte Nachdrucke mit juristischen Mitteln vor. Zudem verstößt ein inhaltlich identischer Nachdruck in Deutschland wahrscheinlich gegen mehrere Gesetze, darunter die Paragrafen 130 („Volksverhetzung“) und 86 des Strafgesetzbuchs.
Letzterer ahnde unter anderem die Verbreitung von „…Propagandamitteln, die nach ihrem Inhalt dazu bestimmt sind, Bestrebungen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation fortzusetzen…“

„Google Print“ gibt „Mein Kampf“ nur in Auszügen aus. Wie auf Googles Website zu lesen ist, werde mit allen urheberechtlich geschützten Werken so verfahren. Begründung: „Prinzipiell soll Google Print Ihnen dabei helfen, Bücher zu entdecken, und nicht, sie von Anfang bis Ende zu lesen.“ Dass Google zur Verbreitung des Hitler-Pamphlets beiträgt, überrascht laut CHIP umso mehr, als die Suchmaschine gerade erst einen anderen Skandal mit rechtem Gedankengut überstanden hat: Vor wenigen Monaten geriet man in die Kritik, weil das Nachrichtenportal „Google News“ Meldungen der rechten „National Zeitung“ veröffentlichte.

Wie CHIP schreibt, ist es Googles selbstgestellte Aufgabe, Zugang zu Informationen zu verschaffen. Doch scheine die Firma diesen Auftrag je nach Land anders auszulegen: In China beispielsweise filtere Google regierungskritische Seiten aus den Suchergebnissen.

Originaltext: CHIP Computermagazin
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6850
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e-Mail: jberkemeyer@chip.de

Quelle: Presse Portal

Grenzen sind dazu da, daß man an sie herantritt. Aber ob Google da nicht eine Grenze ganz deutlich überschreitet? Ich meine schon.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines (Kanzlei) veröffentlicht.

4 Antworten auf „Mein Kampf“ bei Google Print

  1. 1
    Ingmar Greil says:

    Ich meine nicht. Dieses Buch ist in jeder Universitätsbibliothek zu bekommen, und auch der Besitz nicht verboten. Noch schützt das Urheberrecht vor einer Neuauflage, aber wenn das einmal ausläuft?

    „Mein Kampf“ gehört zu den uninteressanteren Werken des vergangenen Jahrhunderts, aber eine Zensur erscheint unangebracht.

  2. 2
    Ingmar Greil says:

    Scheint sich übrigens schon erübrigt zu haben, der obig URL funktioniert nicht (mehr). Amazon verkauft das Buch übrigens in englischer Übersetzung, ist das auch eine überschrittene Grenze?

  3. 3
    M. Martin says:

    Auszug aus Wikipedia, Stichwort „Mein Kampf“: „In den angelsächsischen Ländern, in Israel (dort wird in englisch und hebräisch nachgedruckt) und in Skandinavien erscheinen immer mehr Nachdrucke. Während die Rechtslage in den USA und Großbritannien eindeutig eine Veröffentlichung erlaubt, ist die Lage in Skandinavien unklar. … In Deutschland darf Mein Kampf laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes antiquarisch vertrieben werden (BGHSt 29, 73). Auch der Besitz des Buches ist legal.
    Die Restriktionen in Bezug auf die drucktechnische Herausgabe des Buches haben sich durch die Möglichkeiten des Internets weitgehend überholt. Der Text ist im World Wide Web in vielen Sprachen vertreten.“

    Dem ist wenig hinzuzufügen. Das Buch ist im übrigen für halbwegs gebildete Leser durchaus zur Lektüre zu empfehlen (ich habe, wie bei mehr als 10 Millionen deutschsprachiger Auflage vermutlich auch sonst noch der eine oder andere Zeitgenosse, ein Exemplar „geerbt“). Dagegen glaube ich nicht, dass die Lektüre dem durchschnittlichen Neonazi etwas bringt, dazu ist es viel zu langatmig und verquast.

  4. 4

    Das Machwerk ist ohne weiteres im Internet auch als *.pdf-Datei zu haben. Spätestens nach drei Seiten dieses unsäglichen Quarks hört der Normalbürger ohnehin auf zu lesen.