Eine Kiste

Die Beweisaufnahme vor dem Schöffengericht ist etwas umfangreicher geworden, nachdem ich erfolgreich die Beiziehung weiterer Akten aus anderen Verfahren beantragt hatte. Genützt hat es erst einmal nichts. Denn der Mandant wurde trotzdem verurteilt. Also: Neues Spiel, neues Glück – in der Berufung beim Landgericht.

Damit nun die Akten aus Oranienburg zuverlässig nach Neuruppin kommen, muß eine wichtige Anweisung gegeben werden. Aus der Gerichtsakte:

Eine Kiste

Es hat funktioniert. Sogar Übersendung der Kiste „zum Zwecke der Akteneinsicht durch den Verteidiger“ klappte reibungslos. Die Kiste hat genützt.

Dem Mandanten habe ich dann auch Akteneinsicht gewährt. Durch Übermittlung der Dateien im PDF. Ohne Kiste.

Dieser Beitrag wurde unter Justiz veröffentlicht.

7 Antworten auf Eine Kiste

  1. 1
    ??? says:

    Meinen Respekt.
    Was verdient eigentlich die arme Sau, die den ganzen Tag Frondienste oder Sklavenarbeit am Kopierer bzw. Scanner leisten muss?

    • Die Mitarbeiterin, die die Akten einscannt, verdient Hochachtung für ihre Arbeit, die sicherlich keine angenehme ist, aber trotzdem gemacht werden muß, weil erst dadurch die Arbeit des Verteidigers möglich wird. Auf keinen Fall verdient sie üble Beschimpfungen oder Hohngelächter von Leuten, die Geld bekommen, ohne daß sie dafür arbeiten müssen! crh

    Die Akten auf einen ordentlichen, sauberen Balkontisch, Campingtisch neben den Schreibtisch o.ä. legen.

    Dann Seite 1 ausheften, Vorderseite einscannen, Rückseite einscannen, dann Seite 2 usw. bis Leitzodner VII/17 , Seite 482 …(so sehen meine Prozesse in Strasbourg aus)

    Ich finde, das ist die gerechte Strafe für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat.

    Und immer darauf achten, dass bei Zugluft im Sommer nichts durch den Raum wirbelt, falls Tür und Fenster gleichzeitig offen sind und niemand Kaffee, Rotwein, Hühnersuppe u.ä. auf die Akten sabbert…

  2. 2
    Johannes says:

    Im Fall des Wirbelns hätte „die arme Sau“ Glück. Die Aktenseiten sind handschriftlich durchnummeriert…das wäre dann nur noch eine Fleißaufgabe.

  3. 3
    RAS says:

    …dann einen Kanzleibriefbogen in die Olympia Schreibmaschine einspannen und per Post bei Amazon einen Scanner mit Einzelblatteinzug und Rückseitenerkennung ordern.

    Die liefern auch nach Strasbourg.

  4. 4
    DerSchleichwerber says:

    Die Kodak Scan Station 500 soll derart gute Scanergebnisse liefern, dass sie selbst im medizinischen Bereich eingesetzt wird. Stapeleinzug, Vorder- und Rückseitenscan etc. und was man sonst noch für Schmakazien erwartet, werden auch unterstützt.
    Allerdings ist die Software/das Bedienmenü am Gerät recht grottig zu konfigurieren (hat man das aber mal geschafft, ist die tagtägliche Bedienung problemfrei) und dahinter steckt ein Windows XP Embedded – das muss jeder selbst entscheiden, ob er sich das antun will.

    @crh: Falls Firmen-/Markennamensnennung nicht gewünscht, bitte nicht böse sein, sondern einfach durch-X-en. ;-)

  5. 5
    ??? says:

    Nicht ganz so giftig.
    Die Woche hat gerade erst angefangen.
    Hsbe so etwas selbst einmal gemacht. Wochenlang.

    In einer extrem schicken Kanzlei in der Nymphenburger Straße in München. Und zwar von einer Zeitarbeitsfirma aus.
    Das war so: Die hatten versprochen, mich in der Medienbranche unterzubringen. Darauf warte ich heute noch. Ich war dann von Dresden aus nach München gependelt mit einem Zuschuss nach SGB III, es hatte alles seine Richtigkeit.
    Allerdings schickte man mich quer durch München, sonst wohin, nur nicht zu den Branchen, die zu meiner Ausbildunggepasst hätten. Man zahlte aber Ost-Tarif. Das Arbeitsamt Dresden füllte immer die Formulare aus wegen Pendenzuschuss, und fragte mich dann mal, was ich da verdiene.
    Dann rief das Arbeitsamt an und sagte, dass ich, wenn ich in München arbeite, den West -Tarif zu bekommen hätte. Ich fand das gut. Die Zeitarbeitsfirma fand das nicht gut.

    Rechnet sich das? Nee, ehrlich gesagt nicht, denn die Zweitwohnung und das Benzingeld machen solche Sachen sinnlos.

    Aber das ist eine völlig andere Geschichte.

    Habe einen erwachsenen Sohn, der war Rechtsanwaltsfachangestellter, weil er die andere Lehrstelle als Bankkaufmann nicht bekommen hat. Inzwischen studiert er. Ich hatte mächtig zu tun, ihn dazu zu drängen, damit er überhaupt eine Lehre anfängt. War natürlich in der Berufsschule Hahn im Korb und hat das reichlich ausgekostet.

    Schön friedlich bleiben.
    Auch wenn Wilhelm Brause Stress macht und nach einem kalten März die Motorradsaison erst im April beginnt…

  6. 6
    fusi-susa says:

    Also ich habe während meines Studiums 7,25 € für’s Kopieren und Scannen bekommen. Nach 8Std stehend vor dem heissgelaufenen Kopierer/Scanner wusste man aber wirklich, dass man gearbeitet hat. Auch unabhängig davon, dass der Zähler 6.000-8.000 mehr auf dem Tacho anzeigte! :) War trotzdem ne coole Zeit!

  7. 7
    ThorstenV says:

    „… verdient Hochachtung für ihre Arbeit, … Auf keinen Fall verdient sie üble Beschimpfungen oder Hohngelächter von Leuten, die Geld bekommen, ohne daß sie dafür arbeiten müssen!“

    Chapeau! So herrlich kann nur ein Anwalt mit dem Ausdruck tiefstempfnder Entrüstung und Absche die konkrete Frage nach einem Niedriglohnverhältnis umschiffen. Oder ein Politiker