Jahresarchive: 2012

Ganz wichtige Unterbeschäftigung

Wir verteidigen einen Kollegen, über den sich ein (ehemaliger) Mandant unter anderem bei der Rechtsanwaltskammer beschwert hat. Selbstverständlich ist die „Ermittlungsakte“ notwendige Voraussetzung für eine adäquate Verteidigung. Auch (und gerade) in berufsrechtlichen Verfahren.

Deswegen haben wir bei der Rechtsanwaltskammer um Akteneinsicht nachgesucht und um Übersendung der Beschwerdeakte gebeten. Das klappt in Mord- und Totschlagsverfahren ganz gut, die Schwurgerichtskammern schicken uns die Akten problemlos zu. So eine Beschwerde, die ein querulatorischer Mandant erhoben hat, ist damit aber nicht vergleichbar. Überhaupt nicht. Diese Akte kann nicht versand werden, meint der Vorsitzende der Kammer-Abteilung, die die Beschwerde zu bearbeiten hat:

Der Kollege, der uns um Verständnis dafür bittet, ist Zivilist. Ich bin mir nicht sicher, wie er seinen beruflichen Alltag strukturiert. Aber offensichtlich hat er reichlich Zeit dafür, mir mehr oder minder sinnvolle Briefe zu schreiben, anstatt mal eben die 10 oder 15 Seiten der Akte durch einen Scanner zu schieben. Mir fehlt jedenfalls die Zeit dazu, mir einen halben Tag bei diesen Wichtigtuern in der Littenstraße um die Ohren zu schlagen.

Und zum Laufburschen lasse ich mich von so einem unterbeschäftigten Zivilisten auch nicht machen …

13 Kommentare

Vorstellung: Der vierte Mann

Rechtsanwalt Thomas KümmerleSeit September schon arbeitet in unser Kanzlei ein vierter Mann – Rechtsanwalt Thomas Kümmerle, unser Spezialist für das Verkehrszivilrecht.

Unsere Kanzlei hat stets das Ziel verfolgt, Rechtsdienstleistungen in nur sehr wenigen Gebieten anzubieten, dafür aber auf höchsten Niveau. Wir vertreten die Ansicht, es ist besser, sich mit einer Sache sehr gut auszukennen, statt in vielen Sachen nur mäßig. Mehr Qualität als Quantität war und ist unsere Devise.

Unser Dezernat „Motorradrecht“ hat sich im Laufe der Jahre weiter entwickelt, hin zum Verkehrszivilrecht: Wir haben Motorradfahrer zunächst auch dann vertreten, wenn sie Probleme mit Ihrem Auto hatten. Irgendwann beauftragte uns der erste Autofahrer, der über einen Motorradfahrer schimpfte, weil dieser ihm die Vorfahrt genommen hatte… Und auch unsere Fortbildungen waren meist auf Autofahrerprobleme focussiert.

Aber die Arbeit für den Kernbereich der Kanzlei – Verteidigung in Straf- und Bußgeldsachen – wurde auch nicht weniger.

Also haben wir einen neuen Arbeitsplatz eingerichtet – für Rechtsanwalt Thomas Kümmerle, der die Mandanten der Kanzlei nun vor allem bei der Regulierung von Verkehrsunfällen unterstützen wird. Ihm zur Seite steht Frau Uschi Logar, die als erfahrene Rechtsanwaltsfachangestellte u.a. seit vielen Jahren bereits die Ansprechpartnerin für unsere „Unfall-Mandanten“ war und ist.

Bei alledem, es bleibt dabei: Es ist natürlich immer die bessere Variante, wenn man einen Rechtsanwalt weder für eine Strafverteidigung noch für die Regulierung eines Verkehrsunfalls braucht.

Hat es – oder man Sie – aber erwischt, lieber Blogleser, dann ist die Kanzlei Hoenig mit nun vier Anwälten am Start. Rund um die Uhr, an sieben Tagen der Woche.

7 Kommentare

Halt – Polsterei!

Auch der Düsseldorfer Handwerker Lothar Gläser macht Marketing damit, daß er mit der Polizei verwechselt wird.

Polsterei

Herr Gläser scheint mit seinem Polstereifahrzeug die gleichen Erfahrungen zu machen wie wir mit unserer Wanne:

Wenn Lothar Gläser mit seinem „Dienstfahrzeug“ durch Düsseldorf fährt, dann zuckt so mancher Autofahrer schnell zusammen.

berichtet Express.de

Bild: Gehring, via Link auf Express.de

4 Kommentare

Sternchen für die Terminsplanung

Die Termininierung von Hauptverhandlungen, die sich über mehrere Verhandlungstage erstrecken, gehört – vermutlich – zu den wenig erfreulichen Tätigkeiten, die ein Richter zu erledigen hat. Das gilt besonders dann, wenn mehrere Angeklagte und Verteidiger sowie Dolmetscher, Sachverständige und/oder Zeugen vor Gericht erscheinen sollen.

Es gibt nun Richter, die kraft ihrer Suppe einfach die Termine festsetzen und die Beteiligten selbst sehen müssen, wie sie damit klarkommen. Das führt dann im Zweifel zu heftigen Auseinandersetzungen, bis hin zu erfolgreichen Ablehnungsgesuchen. Jedenfalls zu schlechter Laune bei jeder Erscheinung.

Daß es auch anders geht, zeigt diese Mitteilung des Landgerichts Oldenburg:

Insbesondere die zweite Seite des gerichtlichen Schreiben mit der Tabelle macht die Terminsabstimmung für alle Seiten doch recht einfach.

Wenn der Richter jetzt noch gleich berücksichtigt hätte, daß mindestens ein Verteidiger zu den Terminen jeweils von Berlin nach Oldenburg anreisen muß, und der Start um 9:00 Uhr daher ein paar Probleme aufgibt, wärs optimal.

Aber immerhin:

Dafür gibts 4 1/2 von 5 möglichen Sternchen. ;-)

5 Kommentare

Potentielle Mandantin liebt mich

Aus unserem Posteingang:

Geliebte,

Herzliche Grüße an Sie.

Ich hoffe, dass diese E-Mail treffen Sie in einem sehr guten gesundheitlichen Zustand.

Mein Name ist Lynda Udankoro Nguessan

Ich schreibe diese Mail mit Tränen und Trauer um Ihre Mithilfe in Bezug auf meine derzeitige Situation zu suchen.

Ich verlor meinen Vater aus einer Schusswunde während der politischen Krisen in meinem Land.

Sorry für meine Erreichen Sie durch dieses Medium bitte Geduld mit mir, ich bin wirklich in Problem.

Ich möchte Ihnen als kompetenter Hand benutzen, um mein Erbe Fonds 8.500.000USD, um Ihr Land zu bewegen für weitere Investitionen.

Nachdem Sie das Geld erhalten haben, können Sie mir helfen, in Ihrem Land zu investieren, würde Ich mag, um ein Haus zu besitzen und auch ich will, um etwas Geld in Hotels und anderen lebensfähige Unternehmen investieren in Ihrem Land durch dich.

Ich möchte wissen, ob es für Sie möglich ist und ich zu einer gemeinsamen Unternehmung geben, werde ich Ihnen einen Teil des Geldes, wenn Sie mir helfen, diesen Fonds in Ihrem Land zu bewegen für die Sicherheit zu übernehmen.

Bitte, wenn Sie ehrlich und vertraulich kann mir helfen, diesen Fonds in Ihrem Land zu bewegen und mir helfen, es zu investieren, bitte antworten meine Mail mit Ihren Kontakten Informationen wie folgt.

Ihr vollständiger Name
Ihre ständige Adresse
Ihre direkte Telefonnummer.

Ich bin für Ihre Antwort und alle Informationen warten wie oben, damit ich Sie mit allen Details liefern.

aufrichtig

Lynda Udankoro Nguessan

Falls noch jemand geliebt werden will, kann er sich an

Lynda [affi_nguessan12@yahoo.co.jp]

wenden.

Vorsorglich:
Vollmachtsvordrucke für die Verteidigung gegen den Vorwurf der Geldwäsche gibt es im übrigen hier.

9 Kommentare

Was steckt hinter dem Rammbock?

Hells Angels BackpatchDie Rahmenkonzeption des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz zur Bekämpfung der Rockerkriminalität war geheim. Jedenfalls bis zur gar nicht mehr geheimen Veröffentlichung auf www.hellsangelsmedia.com.

Das führte zum Hausbesuch u.a. des örtlichen SEK bei Kay S., dem Vereinsvorsitzenden des HDRA (Harley Drag Race Association) e.V. Landau, der laut Impressum für die Internetpräsentation verantwortlich zeichnet.

Außerdem ist Kay S. Präsident des Hells Angels MC Landau. Er ist also nicht nur Drag Racer, sondern gehört eben zur Zielgruppe des Konzeptpapiers. Dann bietet sich natürlich gleich mal die Umsetzung des vormals geheimen Konzepts in die Praxis an.

Darüber und über den Bericht in der Bikers News habe ich in der vergangenen Woche berichtet.

Ein freundlicher Kommentator (besten Dank an OG) verlinkte auf einen Artikel auf Telepolis, in dem Ulrike Heitmüller am 31.08.2012 ein paar Hintergründe für den Rammbock-Einsatz schilderte.

Danach soll es bei dem Einsatz nicht um die Zustellung der Einstweiligen Verfügung eines Zivilgerichts gegangen sein, sondern um die Vollstreckung eines Durchsuchungsbeschlusses.

Dieses Konzeptpapier scheint also nicht nur geheim (gewesen ;-) ) zu sein, sondern war auch noch ein urheberrechtlich geschütztes Werk. Und wer solche Werke „unerlaubt verwertet“, begeht möglicherweise eine Straftat nach § 106 UrhG. Urheberrechtler werden erklären können, daß die Veröffentlichung auf einer Website eine „Verwertung“ darstellt.

Die Einstweilige Verfügung (vom 20.09.2012) wurde erst drei Wochen nach dem Besuch der Truppe (am 31.08.2012) erlassen.

Bemerkenswert ist jetzt noch folgendes:

Am 28.08.2012 formulierte der Urheberrechtsinhaber in Gestalt des Polizeipräsidenten eine Abmahnung. Er forderte den HDRA e.V. auf, bis zum 11.09.2012 das geheime Papier aus den Netz zu nehmen und eine strafbewehrte Unterlassungserklärung abzugeben. Am selben Tag, also am 28. August, hat der Rechteinhaber aber die Computer und vermutlich auch reichlich Papier bei dem Vereinsvorsitzenden beschlagnahmt, die sicherlich sehr hilfreich gewesen wären, auf die Abmahnung entsprechend zu reagieren. Es ist schon irre, was es so alles gibt …

Da wird sich zumindest ein logistisches Problem ergeben haben, das bei der Frage hinsichtlich der Kosten für das Einstweilige Verfügungsverfahren noch eine Rolle spielen könnte.

Bild: DaiFh – Lizenz: CC-BY-SA-3.0

4 Kommentare

Guten Morgen, Ihr Affen!

In unserer neuen Küche hing nach meinem Urlaub ein freundliches Bild an der Wand:

Ich bin mir jetzt nicht so sicher, was mir das Kanzleiteam mit diesen Tierchen mitteilen möchte.

Aber … das Kanzleiteam wird auch nicht wissen, wer gemeint ist, wenn ich morgens früh freundlich in die Runde grüße. ;-)

3 Kommentare

Zustellung an den Präsidenten per Rammbock

Es ging um eine Einstweilige Verfügung des Amtgerichts Landau, also um einen Beschluß eines Zivilgerichts aus der Provinz. Damit ein solcher Beschluß wirksam wird, muß er dem Antragsgegner förmlich und nachweisbar zugestellt werden.

In der Regel übernimmt diese Zustellungs-Formalitäten der gemeine Postbote. Diese Einstweilige Verfügung war aber etwas ganz Besonderes, dafür brauchte es dann auch eine besondere Art der Zustellung.

Am 28. August um 8 Uhr sah Kay die Polizei auf sein Haus zukommen. „Mit Rammbock und allem“, erzählte er später. Er ging den Polizisten gleich entgegen und gab ihnen zu verstehen, dass er sich nicht wehren würde. Das ersparte ihm die Fesselung mit Kabelbindern, er musste sich auch nicht auf den Boden legen, und seine Tür wurde nicht aufgebrochen.

berichtete Michael Ahlsdorf in der Bikers News.

Worum gings? Der Präsident des Polizeipräsidiums Rheinland-Pfalz hat erfolgreich eine Einstweilige Verfügung (AG Landau, 5 C 1329/12) beantragt, die dem Präsidenten Hells Angels MC Landau zugestellt werden sollte.

Der Angel soll verantwortlich sein für die Veröffentlichung eines 64-seitigen Dokuments des Unterausschusses „Führung, Einsatz und Kriminalitätsbekämpfung“ (UA FEK) der Bund-Länder-Projektgruppe mit dem wenig zimperlichen Titel „Bekämpfungsstrategie Rockerkriminalität – Rahmenkonzeption“. In dieser Bedienungsanleitung werden wohl u.a.

die Maßnahmetaktiken der Polizeieinsätze, zum Beispiel das gezielte Ansetzen von Verkehrskontrollen mit dem Hintergedanken, dass bei diesen Gelegenheiten sich immer ein Anlass findet, noch ein bisschen weiter zu suchen.

beschrieben, berichtet Ahlsdorf.

Es ist nachvollziehbar, daß solche Interna nicht gern in den Händen der „Gegner“ gesehen werden. Von daher kann man die Entscheidung des provinziellen Amtsgerichts, soweit sie bekannt ist, nicht tadeln.

Aber eine (geplante) Zustellung per Rammbock durch die geschlossene Tür statt durch Einwurf in den Briefkasten ist dann doch ein wenig heftig, finde ich. Zumal die Datei mit dem Dokument („Verschlußsache – nur für den Dienstgebrauch“) ohnehin schon die Runde gemacht haben dürfte.

Gegen den Beschluß hat der Präsident (der Hells Angels, nicht der Polizei) Widerspruch erhoben, so daß darüber sich wohl demnächst auch noch ein Landgericht den Kopf zerbrechen muß, wenn das Amtsgericht die „EV“ bestätigt. Ich werde gegebenenfalls über die Art der Zustellung der Ladung zur mündlichen Verhandlung berichten.

9 Kommentare

Nachwuchs: ELWMS 2

Wir haben nachgerüstet:

Unsere erste Eier legende Wollmilchsau (ELWMS) ist in die Jahre gekommen. Seit 2004 hat sie gefaxt, gedruckt, gescannt, geemailt … und zwar stets ohne großartigen Ärger zu verbreiten. Und bevor eben dieser anfängt, haben wir uns zur Verjüngung unseres Zoos entschieden – nicht ohne der ELWMS 1 weiterhin das Gnadenbrot zu servieren.

7 Kommentare

Akteneinsicht – für 3 Tage

Die Staatsanwaltschaft gibt meinem Antrag auf Akteneinsicht statt. Die Akten haben wir abgeholt, weil sie sich nicht zur Versendung eignen sollen. Sagt die Geschäftsstelle.

Der Staatsanwalt läßt mir auch ausrichten, die Akteneinsicht werde mir für 3 Tage gewährt; bis dahin sollen die Akten wieder auf der Geschäftsstelle zurück sein.

Ich habe darauf verzichtet zu reagieren; auch wenn wir hier nicht in Bayern (Augburg oder Würzburg) sind, könnte das, was ich denke, zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen mich führen, wenn ich es äußern würde. Diese Behörde ist nicht imstande, die Akten zeitgemäß – d.h. zumindest als Hybrid-Akte elektronisch, oder wenigstens ordentlich zu führen. Aber ich soll den Papierwust quasi über Nacht durcharbeiten.

Ich bedauere sehr, daß es Menschen gibt, die mit so einen Zeug ihren Lebensunterhalt verdienen müssen. Und ich bin froh, daß wir hier einen gutgehenden Scanner (dazu morgen mehr) haben, um die Akten zu digitalisieren, bevor ich sie bearbeite.

8 Kommentare