Überlastete Ameisen

Die Gerichte sind überlastet, sagen die dort arbeitenden Bediensteten. Ja, das ist bekannt, sagen die Außenstehenden. Bekannt ist aber auch, daß die Justiz ihre Ressourcen – als insbesondere das Personal – mit beiden Händen aus dem virtuellen Fenster wirft.

Diese Anfrage ist an sich ja ganz sinnvoll. Aber ich stelle mir die Frage, warum schickt die Justiz so etwas mit der Post?

Auf jeder Geschäftsstelle steht ein Faxgerät (wenn nicht, dann gehört eines dort hin!). Auch haben Richterin und Geschäftsstellen eine eMail-Adresse und einen Zugang zum Internet. Telefone gibt’s auch (aber die sind im Einzelfall noch arbeitsintensiver wie ein Brief mit der Schneckenpost).

Die Bearbeitung des konkreten Falls wird sich durch diese Briefkorrespondenz nur unwesentlich verzögern. In der Menge haben auch durch solche Kleinigkeiten richtiges Gewicht. Also, liebe Justizverwaltung: Jeder Beitrag hilft, sagte die Ameise und pinkelte ins Meer. Eine eMail beißt nicht!

Dieser Beitrag wurde unter Justiz veröffentlicht.

6 Antworten auf Überlastete Ameisen

  1. 1
    Sladade says:

    Aber auf die Mail kann man keine schöne Stempel machen.

  2. 2
    GH says:

    @sladade Aber sicher doch: Mail ausdrucken und dann gestempelt in die Akte legen.

  3. 3
    Anonym says:

    Und dann kommt der nächste Oberschlaue mit Datenschutz an, der beim Versand per eMail nicht gewährleistet ist.

  4. 4
    doppelfish says:

    „Aber ein Faxgerät ist doch viel teurer als das Porto für einen Brief. Und nur wegen einem Brief schaffen wir kein Faxgerät an.“

  5. 5
    Klammer Karl says:

    @Anonym
    „Datenschutz an, der beim Versand per eMail nicht gewährleistet ist“

    Das ist oft Realität. Und im Grunde kann ich das auch gut verstehen. Denn die wenigstens wären begeistert, wenn sie per Postkarte ihren Steuerbescheid, eine Ladung zur Vernehmung oder ähnliches bekämen. Eine unverschlüsselte E-Mail ist aber genau das – eine Postkarte. Und ohne Signatur ist sie oft ihre Elektronen nicht wert.

    Das (quasiamtliche) Sicherheitskonzept fuer Behörden Berliner Verwaltungen sieht vor, dass E-Mails mit sensiblen Daten (d.h. personenbezogenen) nur verschlüsselt ürbertragen werden. Verschlüsselt heißt hier, als Zwischenvermittler soll das IT Dienstleistungszentrum fungieren.

    Eine verschlüsselte Ende-zu-Ende-Kommunikation ist m.W. nicht vorgesehen. Im Modellhaften IT-Sicherheitskonzept heisst es dazu „Dokumente, bei denen ein sehr hoher Schutzbedarf bzgl. Vertraulichkeit/Integrität nur durch Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gewährleistet werden kann, können nicht per E-Mail versendet werden.“ Damit will man sicherstellen, dass Viren etc. von der Firewall zum Berliner Landesnetz erkannt werden können.

    Im Ergebnis dessen und der realen finanziellen Mittel Berliner Behörden für IT-Angelegenheiten gibt es für viele Mitarbeiter keine Möglichkeit, E-Mails zu verschlüsseln oder zu signieren bzw. solche E-Mails entsprechend zu verarbeiten.

    Wie überall entscheidet es sich erst im Einzelfall, ob in einer E-Mail sensible Daten enthalten waren und ob der unverschlüsselte Versand zulässig war. Aber gerade in Fällen, in denen man sich mit dem Empfänger sowieso bereits im Streit befindet, kann ich es keinem Mitarbeiter verdenken, wenn er diese Beschwerdeflanke nicht öffnen will.

  6. 6
    tripplefish says:

    „[…] noch intensiver ALS […]“, oder habe ich den Ironiemodus übersehen?