Liegevermerk statt Telefonanruf

Beim Fund einer Cannabisplantage wird eine Regelanfrage gemacht – beim örtlichen Stromlieferanten, in Berlin bei Vattenfall. So auch in einem aktuellen Fall, den ich zu verteidigen habe. Diese Anfrage führte allerdings zu einer erheblichen Verzögerung, und dies wiederum zu dem bekannten Liegevermerk:

Es ist bemerkenswert, daß man fast drei Monate auf die Antwort des Stromversorgers wartet. Ein Anruf dort hätte ungefähr die Hälfte der Zeit beansprucht, die die fleißige Kriminaloberkommissarin für die Anfertigung dieses Liegevermerks gebraucht hat.

Glücklicherweise hatte es mein Mandant nicht eilig.

Dieser Beitrag wurde unter Polizei veröffentlicht.

6 Antworten auf Liegevermerk statt Telefonanruf

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    Till says:

    Sowas hatte ich während der Strafstation – also, während der Referendarsstation bei der StA – mal. Da hatte ein Polizist in der Nachbarstadt gehört, daß sich in unserem Bezirk ein Student unzulässigerweise botanisch betätige. Das musste sich dann auf dem Dienstweg erstmal zum bei uns zuständigen StA rumsprechen, an den Richter gehen, Durchsuchungsbeschluss anordnen etc.

    Vom ersten Vermerk in der Nachbarstadt, daß es Hinweise auf Btm-Verstöße bei uns gebe, bis zur Durchsuchung hat’s fast ein Jahr gedauert.

    Das war der Moment, wo mir klar war, daß der Öffentliche Dienst bei allen seinen Vorteilen nichts für mich ist.

  2. 2
    Malte S. says:

    Ich verstehe nicht ganz, warum bei dem Stromversorger eine Anfrage gemacht wird. Etwa um den tatsächlichen Gebrauch von gefundenen Beleuchtungs- und Belüftungsgeräten zu beweisen?

      Der enorme Strom-Verbrauch einer In-Door-Plantage entspricht nicht den haushaltsüblichen Mengen. crh
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    RA Neldner says:

    Soweit es sich um Eigenbedarf handelt, wird dem strafprozessualen Beschleunigungsgebot meines Erachtens durchaus noch ausreichend Rechnung getragen ;-)

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    Lord says:

    die meisten klauen doch eh den Strom dafür…

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    matze says:

    Aha, daher Wind warum die Einführung fernablesbarer Stromzähler hier so forciert wird.

    Da kann die Polizei ja gleich mal mit dem Lesegerät rumfahren und bei den Leuten bei den der Zähler am rasen ist mal direkt vorbeischauen, Gefahr im Verzug und so ;)

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    Scharnold Warzenegger says:

    Ich verbrauche ca. 14.000 kwh pro Jahr. Wieviele „Plantagen“ macht das denn nach Rechnung der Polizei? Muß ich jetzt eine Hausdurchsuchung befürchten?

    Vom Stromverbrauch auf Cannabis schliessen zu wollen, ist genauso idiotisch, wie die „szenetypische Stückelung“ von Geld, welches man gerade aus dem Automaten geholt haben kann.

    Ein einziger Heizlüfter verbraucht schon ca. 3x soviel Strom, wie eine dicke Natriumdampf-Pflanzenlampe. Angesichts der Kälte und den üblichen Berliner Altbauten…

    Als Polizist würde ich eher die vorhandenen Lampen zählen. Das scheint mir sinnvoller.