Hilfsbereiter Justizvollzug

Untersuchungshäftlinge muß der Verteidiger insbesondere in den ersten Tagen nach der Verhaftung im Knast besuchen. Ist der Häftling männlich und erwachsen, weiß man genau, wo er sitzt: In der Justizvollzugsanstalt Moabit. Das ist nicht nur praktisch für den Verteidiger, sondern auch für das Verfahren bis zum rechtskräftigen Urteil; das Kriminalgericht befindet sich im selben Gebäude:

Kriminalgericht mit JVA Moabit

Etwas schwieriger gestaltet sich die Suche des Verteidigers nach weiblichen Inhaftierten; die nämlich könnten sowohl in der JVA Lichtenberg oder in der JVA Pankow untergebracht sein. Wenn man einmal die Erfahrung gemacht und im falschen Knast nach der Mandantin gefragt hat, versucht man das natürlich zu verhindern, was aber gar nicht so einfach ist. Man versuche einmal, in einem Gefängnis anzurufen und eine Antwort auf die Frage zu bekommen, ob denn Frau Wilhelmine Brause dort einsitzt. Im besten Fall wird man ausgelacht … daß das so nicht funktioniert, lernt man schnell.

Ähnlich problematisch sind Besuche von Jugendlichen und Heranwachsenden. Für diese werden nämlich ebenfalls zwei Haftanstalten bereit gehalten: In Plötzensee und im Kieferngrund. Und wenn der Haftrichter einen solchen Mandanten in die Jugendstrafanstalt (JSA) Plötzensee geschickt hat und er aber in der Jugendarrestanstalt (JAA) Kieferngrund eingeliefert wurde, ist für den Verteidiger ein halber Arbeitstag ergebnislos im Sack. Und für einen etwaigen Dolmetscher dann auch.

Das wußte ein freundlicher Mitarbeiter der JSA Kieferngrund. Er rief gestern in unserer Kanzlei an und teilte mit, daß der Delinquent in seiner Obhut angekommen sei, und daß der beabsichtigte Besuch des Verteidigers in Plötzensee umorganisiert werden sollte.

Besten Dank, lieber Wachtmeister, für diesen Superservice!

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