Zum Teufel

Ein auswärtiger Kollege fragt an, ob ich die Verteidigung seines Mandanten in einer kleinen Sache vor einem Amtsgericht in der Nähe Berlins übernehmen kann und möchte. Selbstverständlich helfe ich dem Kollegen gern, zumal er mir als professioneller Verteidiger bekannt ist und ich davon ausgehen kann, daß er die Sache im Ermittlungsverfahren ordentlich vorbereitet hat.

Wir legen hier also eine Akte an, ich melde mich als weiterer Verteidiger beim Gericht und beantrage ergänzende Akteneinsicht.

Der Mandant meldet sich bei uns. Zu der Einrichtung unserer WebAkte und der Information über die bisherige Tätigkeit teilt er uns mit:

ich hab ehrlich gesagt keine Lust, mich lange einzuloggen etc.

Holla! Nun ja, es ist nicht jedermanns Sache, mit den neuen Medien umzugehen. Kein Problem, wir haben auch Papier, Drucker und Briefmarken. Aber kann man das nicht ein wenig höflicher formulieren? Zumal dies der allererste Satz überhaupt ist, den er an uns richtet.

In diesem Tonfall geht es weiter:

Weiterhin wäre ein Telefonat mit dem Rechtsanwalt zeitsparender als mir etliche unwichtige Schreiben durchzulesen über Ladungen etc.

Selbstverständlich bin ich bereit, mit dem Mandanten zu telefonieren. Aber bitteschön: Warum formuliert er seine Bitte denn so giftig? Ich habe ihm nun wirklich keinen Anlaß dazu gegeben.

Ich bitte daher um Rückruf, um die Sache konkret zu besprechen, hierfür bekommen Sie ja auch Ihre Vergütung.

Aha, er zahlt, also darf er auch rumkommandieren. Denkt er. Ob er bei der Volksarmee sozialisiert wurde?

Nun ja, ich habe ihm dann geantwortet:

Ihr Stil und Auftreten uns gegenüber ist grundsätzlich dazu geeignet, Ihre schlechte Laune auf uns zu übertragen. Weil wir jedoch unseren Job mit sehr viel Freude machen, möchten wir lieber darauf verzichten, unsere gute Stimmung von Ihnen beeinträchtigen zu lassen. Soviel Geld können Sie uns nicht zahlen, als daß es das wert wäre.

Anbei übersende ich Ihnen mein Fax an das Amtsgericht zur gefälligen Kenntnisnahme.

In dem Fax habe ich dem Gericht die Beendigung des Mandats angezeigt.

Der Kollege, der mir diesen Mann geschickt hat, war informiert und einverstanden. Seinen Versuch, sich bei mir für seinen Mandanten zu entschuldigen, habe ich zurückgewiesen. Das unflätige Benehmen hat er nicht zu vertreten. Und wenn der Kollege gewußt hätte, um welches Früchtchen es sich bei dem Herrn handelt, hätte er ihn bestimmt nicht zu mir geschickt.

Auch er hat den „Mandanten“ anschließend dorthin geschickt, wo er hingehört.

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten, Verteidigung veröffentlicht.

8 Antworten auf Zum Teufel

  1. 1
    pEtEr says:

    *hihihi*
    Gut zu wissen, dass es solche unfreundlichen Hirnis nicht nur bei den Medien gibt.

  2. 2
    Peter says:

    war das nicht etwas dünnhäutig? Sicherlich nicht ein Paradebeispiel für Höflichkeit, aber da habe ich schon schlimmeres gelesen.
    Wie reagieren Sie da erst bei Unverschämtheiten oder gar Beleidigungen?

  3. 3
    ballmann says:

    So einen Brief würde ich auch gerne einmal an meine Kundschaft schreiben

  4. 4
    cledrera says:

    Gut so. Das war nicht dünnhäutig, sondern notwendig. Es gibt immer wieder Mandanten, die Rechtsanwälte als eine Art bezahlte Sklaven ansehen. Eine Unsitte, die nicht ausstirbt.
    Im Fall von wirklichen Unverschämtheiten oder gar Beleidigungen wird die Reaktion ähnlich sein, nämlich entsprechend.
    Was nun andere Tätigkeitsfelder anbelangt: Schon mal daran gedacht, dass gesunde Selbstbehauptung regelmäßig positiv ist und so auch von der Kundschaft angesehen wird?

  5. 5
    Ralf says:

    Ich finde auch, dass die Reaktion richtig war. Zwar wird man die meisten Menschen kaum zu mehr Freundlichkeit, Höflichkeit etc. „umerziehen“ können – aber das heißt ja nicht, dass man sich das schlechte Benehmen bieten lassen muss …

  6. 6
    doppelfish says:

    @ballmann: Machen’se mal! Die sind bestimmt nicht enttäuscht, jedenfalls, wenn es um eine rote Akte geht :)

  7. 7
    ballmann says:

    @ doppelfish
    Ich hatte mehr an den einen oder anderen Anwalt gedacht

  8. 8
    Andrea Doria says:

    Kann es sein, dass es zunehmend Zeitgenossen gibt, die außer sich selbst gar nichts mehr erkennen? Die so wichtig sind, daß jeder ihre Bedeutung würdigen muß, sie aber nicht die der Anderen? Ich zolle der Absage an so einen Histrioniker Respekt.

    Gut gemacht, das hätte nur noch schlimmer werden können. Ich freue mich, daß Sie für solche Mandanten nicht arbeiten müssen.