Münztelefon

Die Verhandlung zog sich hin, bis endlich das gute Ende verkündet wurde. Es war schon dunkel draußen. Mein Funktelefon lag ganz allein im Auto und das stand in Berlin.

Ich war 100 km östlich und wollte nach Hause. Der Mandant auch.

Deswegen habe ich ihm einen Deal vorgeschlagen: Er ruft uns mit seinem Telefon eine Taxe und ich bezahle die Fahrt zum Bahnhof. Klappte nicht. Das Guthaben auf der Prepaidkarte war aufgebraucht.

Der Justizwachtmeister wies mich auf das öffentliche Telefon hin. Ganz dahinten, links, dann rechts, unter der Treppe. Nein, eine Telefonkarte ist nicht erforderlich, es ist ein Münztelefon.

Das es sowas noch gibt. Seit 1995 habe ich es nicht mehr gebraucht. Davor sehr häufig, aber das waren andere Zeiten.

Jetzt kam’s drauf an. Jupp, da war noch ein 50-Cent-Stück im Portemonnaie. Und zwei Telefonnummern von Taxiunternehmen hatte die Justiz auf den Automaten geschrieben. Sinnvoller Service. Was kostet eigentlich ein Telefonat? Egal, ich hatte ja sowieso nur den einen Fuffziger.

Bereits nach dem ersten Klingeln meldete sich eine freundliche Frauenstimme … vom Band:

Leider sind alle unsere Leitungen besetzt. Bitte versuchen Sie es später noch einmal. Krrrrrrk.

Na super. Glücklicherweise war da ja noch die zweite Taxinummer. Kurz aufgehängt und neu gewählt … habe ich mir so gedacht. Die 50 Cent waren verbraucht, oder auch nicht, jedenfalls gab’s weder Wechselgeld noch eine Verbindung.

Ich bin dann kleinlaut zum Mandanten gelaufen, der draußen rauchend wartete. Er war froh, daß er nun an der Reihe war, mir zu helfen. Ich habe ihm erleichtert und dankbar das Taxibestellen mit dem Münztelefon überlassen. Er hatte auch noch die 15 Cent passend.

Auf der Rückfahrt nach Berlin hatte ich genug Zeit, mir über diese Situation Gedanken zu machen … Ich sollte aufpassen, daß ich die Bodenhaftung nicht verliere.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemeines (Kanzlei), In eigener Sache veröffentlicht.

9 Antworten auf Münztelefon

  1. 1
    doppelfish says:

    Soviel Terz wegen 50ct? Sein’se froh, daß die Kiste nicht noch Demärker und Pfenninge wollte.

  2. 2
    Björn says:

    @doppelfish
    Wie alt sind sie?

  3. 3
    doppelfish says:

    @Björn: Alt genug, um o. g. Währung aktiv benutzt zu haben. Irgendwo liegt hier noch ’n 5DM-Schein rum. Ein grüner! :D

  4. 4
    Besserwisser says:

    100km östlich von Berlin? Gorzow Wielkopolski oder wo?

  5. 5
    Björn says:

    @doppelfish
    Ok, dann haben sie die Thematik nur falsch gedeutet. ;)

  6. 6
    Das Ich says:

    Ein Zweithandy wäre jetzt angebracht…
    Bei uns in Köln wird auf Kosten des Hauses ein Taxi gerufen…so hab ich es jedenfalls erlebt…
    Aber 100Km östlich von Berlin…vielleicht war das dortige „Dorftaxi“ gerade in gebrauch?
    Oder war es in Frankfurt?

  7. 7
    Björn says:

    @Das Ich
    Oder Eisenhüttenstadt. Sonst ist da nix außer Acker und Polen. ;)

    Die Angabe von 100km spricht für Polen, aber da wird Herr Hoenig wohl kaum eine Zulassung haben.

  8. 8
    Marta says:

    Eisenhüttenstadt ist das hier:

    Das wahren noch Zeiten im szenigen Cafe Moskau…

  9. 9
    Das Ich says:

    @ Björn
    wozu braucht Herr Hoenig eine Zulassung in Polen? Is doch mitlerweile auch EU…er kann hingehen wo er will um als Anwalt zu arbeiten. Ob das Sinn macht und wie Herr Hoenigs Polnischkenntnisse sind weiss ich natürlich nicht;-)

    Wie ist ihr Polnisch, Herr Hoenig???