Den Rechtsstaat auf’s Korn genommen

Die urteilen „Im Namen des Volkes“ und prozessieren auf dessen Kosten. Die müssen an den zwei Verhandlungstagen eine enorme Höhe erreicht haben. Und was ist herausgekommen? Ein krasses Fehlurteil.

Quelle: Ulrich Bräuel, Das Tagebuch der Susanne K, 1. Auflage 2009, S. 90 (ISBN: 978-3897746510)

Bräuel schreibt in seinem Kriminalroman über ein Mißbrauchsverfahren. Angeklagt ist ein Lehrer, der sich an einem 13-jährigen Mädchen vergangen haben soll.

Auf den gut 100 Seiten gelingt es dem Autor – ein promovierter Jurist – in brillanter und verständlicher Weise, die massiven Probleme der Aussage-gegen-Aussage-Konstellation in Sexualstrafsachen darzustellen.

Dieses Buch ist nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch ein Beispiel für die engen Grenzen, in denen sich Justiz und Rechtsstaat befinden.

wird das Büchlein zutreffend vom Verlag beschrieben.

Ich habe es in einem Rutsch nach einem 12-Stunden-Arbeitstag durchgelesen. Absolut empfehlenswert, auszugsweise auch für Plädoyers geeignet.

Dieser Beitrag wurde unter Justiz, Medien, Verteidigung veröffentlicht.

4 Antworten auf Den Rechtsstaat auf’s Korn genommen

  1. 1
    Zartbitter says:

    Sie wollen jetzt aber nicht in Abrede stellen, dass es solche Straftaten gibt und sie vorkommendenfalls sogar besonders schlimme Straftaten darstellen, oder?

    Sie wollen jetzt auch nicht vorschlagen, solche Straftaten wegen der „massiven Probleme“ von vornherein außer Verfolgung zu stellen, oder?

  2. 2
    A.N. says:

    @Zartbitter:

    Sie wollen jetzt aber nicht provozieren, oder?

  3. 3

    Ganz spontan würde ich jedem Juristen dieses Buch empfehlen:
    Sigrun von Hasseln: „Der Justizirrtum“
    Die Autorin war Richterin in Hamburg und Staatsanwältin bei der StA Oldenburg (so der Klappentext des Buches, das ich damals auch in nur einer Nacht verschlungen habe). Laut Impressum arbeitet sie nun offenbar am Gericht in Cottbus.
    Sehr, sehr lesenswert. Weil der geschilderte fiktive Fall jedem von uns passieren könnte.

  4. 4
    Kand.in.Sky says:

    gestern abend durchgelesen, das dünne Büchlein.

    Naja, las sich so spannend wie eine Ermittlungsakte, so realistisch wie ein Tatort und war auch so raffiniert konstruiert die ganze Geschichte. Darum wohl die Empfehlung sie auszugsweise für Plädoyers zu verwenden. Ha-ha!

    Die Pubertät muss ja wirklich für so manches herhalten, hier hatte man das Gefühl auch für die unbewältigten Ängste der Erwachsenen die sich von ihrer Jugend losgesagt haben wollen oder den „neuen“ Jugendlichen hilflos ggü. stehen um dann evtl. auftretende Probleme ins Reich der Phantasie zu verbannen. So einfach ist das!
    Konsequent dargestellt durch die Unfähig aller Beteiligten den wahren Sachverhalt zu erkennen. Und ziemlich billig das alles auf die üblichen Motive aus „GZSZ“ zu schieben – als würden Gefühlsduseleien gerade bei Pubertierenden länger als paar Minuten andauern.

    Nicht jeder gescheiterte RA ist automatisch ein guter Schriftsteller.

    #k.