Berlin Kriminell im Knast

10 Tage Ordnungshaft überlebte die Autorin von Berlin Kriminell, Barbara Keller. Wie erwartet berichtet sie darüber auf Berlin Kriminell.

Meine inhaftierten Mandanten – beiderlei Geschlechts – berichten mir stets bei meinen Besuchen in den Haftanstalten, wie es ihnen geht. Auch kenne ich die Berliner Knäste aus eigener Anschauung von innen, jedenfalls soweit wie ich als Verteidiger da rein komme. Und wieder raus! ;-)

Vor dem Hintergrund dieser Vergleichsmöglichkeiten dachte ich immer, daß die beiden Berliner Gefängnisse, in denen Frauen untergebracht werden, relativ entspannt sind. Dem scheint nicht so zu sein, wenn ich mir den Erfahrungsbericht von Barbara Keller so anschaue:

Mittags ein paar Minuten Zeit, das Essen für die nächsten 24 Stunden zu holen. Essen, das die Autorin, die ansonsten als (fast) Allesesserin gelten darf, in der Regel dem WC überantwortete. Begrüßt wurde sie kulinarisch mit einer Schüssel kalter Kartoffeln und einer Soße, die aussah wie Dillsoße aber nach einer Beimengung von geschredderten Socken roch.

Wenn Frau Keller, wie ich sie kenne, sowas schreibt, dann roch das nicht nur so, sondern dann waren die Socken da drin. Nota bene: Es ging hier nicht um eine Bestrafung wegen Kindsmord oder so. Sondern um die Vollstreckung einer zivilrechtlichen Ordnungsstrafe.

Dieser Beitrag wurde unter Vollstreckung veröffentlicht.

13 Antworten auf Berlin Kriminell im Knast

  1. 1
    egal says:

    Ich hatte auf berlinkriminell.de in der rote Infobox darüber schon gelesen und hatte mich auch gewundert, warum der Journalisten-Rechtsschutz da keine Deckung übernommen hat. Offenbar war sie wohl unverteidigt vor Gericht aufgetreten?

    Warum sie jetzt genau eine Ordnungsstrafe bekommen hat, war in der Infobox auch nicht zu entnehmen. Irgendwas wegen eines Berichts über mafiöse Zustände in der JVA Tegel offenbar. Aber warum wird man dann dort eingesperrt? Beugehaft? Alles irgendwie recht unklar.

  2. 2
    egal says:

    Ah, den Link hatte ich übersehen. Hm, 1000 Euro Ordnungshaft absitzen wegen einer versäumten Frist. Recht hart.

    Was mich verwundert hat: Der Eisenberg ist doch der taz-Anwalt? Hätte nicht gedacht, dass er die JVA auch zu seinen presserechtlichen Mandanten zählen würde.

    Nunja, da er selbst ja auch Journalist ist, gehts wohl auch um Einschüchterung der Konkurrenz o.ä.

  3. 3
    icke says:

    ah ja … ne Verschwörung

    soweit würde ich nicht gehen, für eine Tageszeitung oder ein kleines Onlineportal zu schreiben ist ja immernoch ein kleiner Unterschied.

    man könnte aus diesem Bericht fast rauslesen, dass Frau Keller fast dankbar für diese Erfahrung war ;)

  4. 4
    Werner D says:

    Das grenzt ja an einen Skandal. Demnächst fühlt man sich im Knast wohl unwohl und möchte da nicht mehr rein. Playstation und Fernseher werden wohl möglichst auch irgendwann abgeschafft. Ist schon echt gemein da.

  5. 5
    Erdot Hadot says:

    @ Werner D.:

    Ihr Kommentar ist dummes Geschwätz.

    Wären Sie selbst schon einmal von einer Inhaftierung betroffen gewesen, so klänge der Tenor Ihres Statements mit Sicherheit anders. Glauben Sie mir.

    Erdot Hadot

    Danke! crh

  6. 6
    gildig says:

    Ein Haftaufenthalt soll pro Häftling über 40 Euro kosten.
    Dafür ist der Service mies. Und auch noch Arbeitszwang.

  7. 7
    Lord says:

    Ein Tag Knast kostet uns Steuerzahler zwischen 70€ in Sachsen und 85€ im Westen. Fürs Essen verbleiben 2,70€ , das ist weniger als der HartzIV-Satz. Die Qualität ist überall schlecht, kein Wunder, daß die Bediensteten ihre eigene Küche haben……

    @Werner: Ich hoffe, Sie werden bald wegen eines Verkehrsdeliktes eingesperrt, dann würden Sie sich solcher Komentare enthalten.

  8. 8
    Lord says:

    Arbeitszwang gibt es nur auf der Jugend. Arbeit – wenn es welche gibt – ist freiwillig, man bekommt sie nur auf Antrag. Alternativ gibt es 30€ Taschengeld pro Monat für (besseres) Essen, Körperpflege, Tabak, TV mieten, Kabelfernsehanschluß(Moabit), ….

  9. 9

    @ Lord:

    Danke für die Erläuterungen und den Hinweis an Werner D.

    Im konkreten Fall hätte es aber auch auf Antrag keine Arbeit gegeben, da Frau Keller nicht als Strafer und U-Häftling einsaß, sondern „nur“, weil sie sich nicht dem Willen eines Zivil-Gerichts und des Prozeßgegners gebeugt hat. Das waren 10 Tage stumpfes Abwarten …

  10. 10
    Erdot Hadot says:

    @ Lord:

    Ich habe Arbeitszwang erlebt. Mehrere Jahre lang, in bayerischer Strafhaft. Strafgefangene, die nicht arbeiten wollten, wurden gnadenlos mit Disziplinarmaßnahmen bestraft. Das schmerzte. Auch ich hatte phasenweise einfach keine Lust auf Arbeit. Man kann sich in Haft durchaus sinnvoller selbst beschäftigen: lesen, Sprachen lernen…

    Manche Gefangene wollten – so wie ich – einfach einmal längere Zeit freiwillig vom Arbeiten pausieren. Also verweigerte man die Arbeit und nahm die Disziplinarmaßnahmen gerne auf sich. Änderte man später seine Ansicht, hieß es von der Arbeitsverwaltung: „Für Sie steht kein Arbeitsplatz (mehr) zur Verfügung…“ – da konnte man dann Männchen machen. Es half nichts mehr, außer man hatte Vitamin B zu den richtigen Beamten.

    Erdot Hadot

  11. 11
    eborn says:

    Erstaunlich, dass die Dame nicht an Ihre Kanzlei herangetreten ist. Dann wäre ihr das ganze bestimmt erspart geblieben.

    Das war kein Fall für einen Strafverteidiger, sondern es ging um die Vollstreckung einer zivilrechtlichen Ordungsstrafe. Frau Keller ist nicht kriminell geworden. crh

  12. 12
    gildig says:

    Dann ist wirklich die Frage , wo bleibt das Geld ?
    Alles für Bewachung ?
    80 Euro pro Häftling und Tag !

    Für dieses Geld müssten die Kriminellen doch ernsthaft resozialisiert werden können.
    Stattdessen werden sie sich selber überlassen und bekräftigen sich gegenseitig in ihrer Fehlhaltung.

  13. 13
    Lord says:

    Die Haftkosten setzten sich auch aus Unterhalt der Hardware, sozialen Maßnahmen, und Kleidung zusammen.
    Für Reso braucht es mehr und motiviertere Beamte. Aber es muß ja gespart werden….
    In der JVA Untermaßfeld wurde meines Wissens nach der Tagesvepflegungsatz im Jahr 2008 um fast 1€ gesenkt, mit entsprechenden Auswirkungen.
    Es wird auch mal abgelaufener Joghurt und angefaultes Obst an Gefangene ausgegeben, und als Brotaufstrich Bratmargarine – klebt schön und ist billig. Darf zwar gar nicht gegessen werden, aber wen interessiert es.
    Geld gibt es nur für Neubauten und den Dienstwagen des Ministers….

    Ich bin 6-8 mal pro Monat in mehreren JVA’s; hab dort in einem einen Gesprächskreis. Ehrenamtliche übernehmen zunehmend die Aufgaben der Justiz….