Unglaublich

Es hat eine Auseinandersetzung gegeben. Zwischen einem Sport-Radler, der nicht auf dem Radweg fahren wollte, und einem Polizeibeamten, der sonntagsmorgens um 7 Uhr auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung (§ 2 Abs. 4 StVO) bestand.

Am Ende hatte der Polizist einen grün-blauen Zeh und der Radler ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung und Beleidigung. Rechtfertigungs- oder Entschuldigungsgründe für die beiden Taten waren weit und breit nicht ersichtlich.

Mit Engelszungen und viel Glück konnte ich die Staatsanwältin überzeugen, einem Täter-Opfer-Ausgleichs-Verfahren nach § 46a StGB zuzustimmen. Das Verfahren war für den Radler am Ende erfolgreich, auch wenn der Polizeibeamte seine Entschuldigung nicht akzeptieren wollte.

Das Ermittlungsverfahren wurde nach § 153a StPO vorläufig eingestellt; die endgültige Einstellung sollte erfolgen, nachdem der Radfahrer 100 Euro an eine gemeinnützige Organisation gezahlt hat.

So ein Super-Ergebnis erreicht man als Verteidiger eigentlich nur ein einziges Mal im Leben. Ich wollte schon ein Kerzlein anzünden …

Gestern kam in dieser Sache die Anklageschrift. Der Radfahrer hat die 100 Euro nicht gezahlt, deswegen hat das Verfahren seinen Fortgang gefunden. Ich glaub’s einfach nicht!!

Dieser Beitrag wurde unter Mandanten veröffentlicht.

12 Antworten auf Unglaublich

  1. 1

    tja, manche Menschen wissen eben nicht, welches Glück :-) sie hätten haben können :-)

  2. 2
    Kampfschmuser says:

    Sehr ärgerlich wegen dem guten Ergebnis. Ich in der Situation vom Mandanten hätte mich auf jeden Fall gefreut.

    Wie die Geschichte am Ende ausgeht, würde mich interessieren. Eine ordentliche Packung hätte der Mandant ja verdient.

  3. 3
    Joerg says:

    Herr Hoenig, da kann man nichts machen, gegen Dummheit ist noch kein Kraut gewachsen, wie der Volksmund schon sagt. Sie können das trotzdem als Erfolg verbuchen, Ihr Mandant am Ende wohl nicht. Bitte bloggen Sie, was am Ende dabei rauskommt.

  4. 4
    jan says:

    Jaja, the client is your enemy.

  5. 5
    knilch says:

    Ich finde die Entwicklung der Sache gut.
    Aber nicht für den Verteidiger!

  6. 6
    Ref.iur. says:

    Überlegen Sie nicht in solchen Momenten, das Mandant einfach niederzulegen? Ich an Ihrer Stelle hätte jedenfalls bei einer solchen Geringschätzung seitens der Mandantschaft keinen Antrieb mehr auch nur noch einen Handschlag für den Mandanten zu tun…

  7. 7
    A.N. says:

    …ist Ihre Honorarforderung denn schon beglichen?

  8. 8
    Kampfschmuser says:

    @Ref.iur.
    Wenn man bei solchen Aktionen das Mandat niederlegt, würde sich der Mandantenwald stark lichten. ;)

  9. 9
    Schulzki says:

    Sorry, aber diese Sportradler sind echt die Pest:

    Eine wichtige nördliche Ausfallstraße in Köln ist eine baumbestandene Allee – mit Radwegen auf beiden Seiten.

    Wie viele Vollbremsungen und wie viel zähfließender Verkehr dort zum „Artenschutz“ der Sportradler stattfindet geht auf keine Kuhhaut.

    Irgendwie findet man es dann manchmal schon fast okay, dass dieser Sport ein extrem erhöhtes Risiko hat……

    Das Verhalten ihres Mandanten bestätigt da leider alle Vorurteile. (Immerhin ist man nun gewarnt, dass man bei Beschwerde sogar mit Selbstjustiz zu rechnen hat *kopfschüttel*)

  10. 10
    whocares says:

    Auch wenn ich selber mit dem Rad nicht gerade regelkonform und gelegentlich auch schon mal etwas ruppig fahre – solche Frede muß man nicht wirklich verstehen. Alleine schon die verbale Diskussion mit dem SV Grün-Weiß um §2 IV anzufangen ist müßig und nicht zielführend – da geht man im Zweifelsfall besser eine kurze Pause einlegen, oder eine Alternativstrecke ohne benutzungspflichtige Radwege nehmen. Das dann aber noch mit Beleidigungen und Tätlichkeiten durchzufechten, ist schon merk- und schmerzfrei. Dann aber noch diese Super-Gelegenheit, ohne nennenswerte Kratzer aus dieser verfahrenen Kiste rauszukommen, so zu versemmeln – da fragt man sich dann doch, ob der überhaupt was im Oberstübchen hat.

  11. 11
    Kand.in.Sky says:

    also sowas auch! Immer diese aggressiven Radfahrer! Mio.Verkehrstote durch Fahrräder, die Luft verpestet, die Blechlawinen, die zubetonierten Parkplätze…
    Ohne Vollbremsungen wegen Radfahrer (und ähnlicher Störenfriede) wäre der Verkehr viel sicherer.

    Ist mir übrigens neu, dass man auf dem Radweg fahren *muss*. Ganz so helle war der Fahrer auch nicht sonst hätte er sich verdünnisiert.

    #k.

  12. 12
    peter says:

    @k: wenn Ihnen das neu ist, dann gibt es bestimmt noch viele, viele andere Dinge die Ihnen „neu“ sind.