Überdosis Knast

Eine 35-jährige Gefangene starb in der Frauenhaftanstalt in Lichtenberg an einer Überdosis Heroin. Darüber berichten seit gestern ein paar Zeitungen in Berlin. Der Vorfall ereignete sich allerdings nicht vorgestern, sondern bereits am 13. August.

Ob die Frau sich mit der Überdosis ihren Weg aus der Haft freischießen wollte, wird nicht berichtet. Näher liegt der Gedanke, daß sie das in die Justizvollzugsanstalt geschmuggelte Heroin versehentlich falsch dosiert hat. Was bei den wechselnden Qualitäten der Betäubungsmittel, ganz besonders im Knast, nicht besonders schwierig ist.

Aus welchem Grund diese Information knapp zwei Monate brauchte, um an die Öffentlichkeit zu gelangen, ist ebenso wenig bekannt. Ob ein Zusammenhang besteht mit der erfolgreichen Flucht einer Gefangenen, die – ebenfalls im August – während der Mittagspause „abhanden“ gekommen war?

Dieser Beitrag wurde unter Knast veröffentlicht.

10 Antworten auf Überdosis Knast

  1. 1
    RA says:

    tja, genauso wie die wenigsten selbstmorde im knast bis zur presse gelangen. gelegentlich gibt es doch richtige suizid-wellen, von denen draußen niemand etwas mitbekommt…warum wohl.

  2. 2
    Lexus says:

    Weil die Presse dazu angehalten ist nicht über Selbstmörde zu berichten, und wenn es nicht anders geht dann nur in sehr kurzer und distanzierter form.

    Werther Effekt

  3. 3

    @ Lexus:

    Und wovon träumen Sie nachts?! ;-)

  4. 4
    Lake Constance says:

    @ Lexus

    ein Selbstmord, zwei Selbstmörde? bin mir da etwas unsicher….

  5. 5
    RA says:

    @ lexus: naja. in diesem fall falsch, generell sicherlich nicht verkehrt der gedanke. das kann man auch imer schön im knast beobachten. fängt einer an, machen in der regel andere nach…

  6. 6
    mxb says:

    Da war doch was, da war doch was…

    Der Senatsverwaltung wurde die Anzahl der Selbsmorde in den Berliner Gefängnissen dann doch zu peinlich:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/art270,2178199

    Weiß jemand was daraus geworden ist?

  7. 7
    Tyra Misoux says:

    Ja, hinterher findet man immer schnell Erklärungen. Fakt ist aber, dass man diese Frau förmlich in den Tod getrieben hat.
    Sie hatte kurz zuvor im Knast entbunden, hat auf der Station 3 entzogen und alles dafür getan, um ihr Kind sehen zu dürfen!
    Und nur weil sie den Becher nich vollpissen konnte für die Kontrolle, wurde sie ohne viel Federlesens auf die 5/6 (Drogenbasisstation) verlegt wo wirklich JEDER Stoff hat (und auch konsumiert) – und das REICHLICH.
    Kann mir doch keiner Erzählen, die wissen in Lichtenberg nicht wie die Drogen reinkommen. Aber solange alle schön breit sind, sind alle ruhig und zufrieden.
    „Resozialisierung“? Ein frommer Gedanke. Wer noch nichts mit Drogen zu tun hatte, lernt dies in Lichtenberg – auf der Jugendstation (8/9) vor allem. Viele fahren ein – meist wegen Schwarzfahren mit der U-Bahn – hatten nie Drogen genommen. Im Knast lernen sie dies. GARANTIERT. Kommen wegen Schwarzfahren in den Knast und werden entlassen direkt auf den Straßenstrich.
    Das ist unsere Justiz! Das ist unsere Gerechtigkeit in Deutschland.
    Die Dealer jedoch, sind seit Jahren die gleichen. Nach regelmässigen Verhaftungen (der Polizei kann man kaum Vorwürfe machen) sind die höchstens n paar Tage von der Strasse um dann ihren Service wieder aufzunehmen.
    Ich muss aufhören zu schreiben, sonst wird mir wieder schlecht.

  8. 8
    Tyra Misoux says:

    Sorry – wäre natürlich noch anzumerken, dass es sich in diesem Fall um alles andere als einen „Selbstmord“ handelt. Diese Frau war weit davon entfernt, sich das Leben nehmen zu wollen.

  9. 9
    Lena says:

    Nach dem Vorfall war Lichtenberg über ein viertel Jahr so gut wie Drogenfrei!
    Schon interessant was die Macht der Medien bewirkt.
    Und wie das mit Drogen halt so ist: Nach dem Entzug ging es allen richtig gut. Da wurden Kontakte mit der Familie wieder aufgenommen, zusammen gekocht und im Hof Volleyball gespielt.
    Regelmässig wurden WauWaus durch unsere Zellen dirigiert, Besuchern schonmal in den Mund geschaut und vor allem abgegebene Kleidung sehr gewissenhaft kontrolliert und gewaschen.
    Bis die Kontrollen dann wieder zunehmend lax wurden, es beim Sprecher ein Leichtes war die Beamten abzulenken und Kleidung die abgegeben wird, unkontrolliert durchgeht (da sind die alten Pumpen noch in der Hosentasche und man hätte es sich sparen können das Dope mühevoll in die Kleidung einarbeiten zu lassen).
    Ja, in Lichtenberg ist inzwischen wieder alles beim Alten. Ich war Wochenweise die Einzige die nicht konsumiert hat. Ein schwieriges Unterfangen wenn ALLE um einen herum breit sind. Die Sache mit „Therapie statt Strafe“ funktioniert auch nicht – es sind ALLE zurückgekommen. Ausnahmslos. Von der Justiz verordnete Therapie war in keinem mir bekannten Fall erfolgreich.
    Ich habe meine Strafe abgesessen und nach der Entlassung entzogen. (klar, hätte ich mir einen Anwalt leisten können, wäre ich keinen Tag gesessen. Meine Pflichtverteidigerin hat mich mehrfach dreist angelogen… Jaja, einfach alles zugeben… Ob Du es warst oder nicht… Um dann bei der Verhandlung einzupennen. Der ganz Knast ist voll mit Bagatelldelikten mangels Anwalt).

    Inzwischen mit 2 Rückfällen, weil ich keinen Tag meine Ruhe habe, vor den in Lichtenberg geknüpften „Freundschaften“. Kaum ist man Clean, wird man zugeworfen mit Zeug. Dieser Knast wurde schon vielen zum Verhängnis.

  10. 10
    M.Ortis says:

    Habe die Frau, die das letzte Posting verfasst hat, gestern früh in die Entgiftungsklinik nach Neuruppin gefahren. Gestern Abend ist sie dort wieder rausgeflogen.
    Wenn ihr mich fragt übrigens eine glatte „unterlassene Hilfeleistung“ und grob fahrlässig weil sie TOTAL DICHT auf Heroin und Rohypnol absolut nicht Herr ihrer Sinne war! (egal was da vorgefallen sein musste).
    Ich hatte geglaubt sie in gute Hände zu geben und denen vertraut! Wenige Stunden später wird sie in einem wirklich desolaten Zustand auf die Strasse gesetzt und ist nun nicht mehr erreichbar. Irrt vermutlich wieder irgendwo durch Berlin.
    Ich hätte sie so niemals alleine gelassen.

    Ihre eigene Situation hat sie sich sicher etwas schön geredet und war tatsächlich bereits „affig“ aus Lichtenberg rausgekommen. D.h. hatte dort Heroin in einer Grössenordnung konsumiert um eine körperliche Abhängigkeit aufrecht zu erhalten, dabei aber über lange Zeit nur einen Wunsch: „mehr davon“.

    Ich als ihr Freund kann inzwischen ein Buch über Co-Abhängigkeit schreiben, vernachlässige meinen Job, bin nun selbst bald reif für die Psychiatrie und definitiv am Ende mit meinen Kräften.